Kanada – ein Résumé (Teil 1)

Fast ein Jahr ist vorbei und meine Zeit in Kanada neigt sich dem Ende zu… Zeit für ein Résumé.

 

In den nächsten Tagen kommen immer mal wieder kleinere Artikel, in dem ich euch einige Dinge über Kanada und die Kanadier erzähle. Es sind zum Großteil Erfahrungen, die ich selber gemacht und erlebt habe oder Dinge, die einfach total anders sind und mir im Gedächtnis geblieben sind. Das ganze ist so aufgebaut, dass ihr selbst eine Reise startet und ich euch anhand dessen ein wenig erkläre, worauf ihr achten müsset und was ihr gar nicht machen dürft.

Also schnallt euch an und stellt euch vor, dass ihr gerade in Kanada landet… das Flugzeug wackelt, ihr seit vielleicht etwas aufgeregt und nervös, aber keine Angst! Hier gibt es ein paar Tipps für die ersten Tage!

Der erste Tag in Kanada

Das Erste was euch komisch vorkommen wird, sobald ihr mit dem ersten Kanadier oder der ersten Kanadierin (außer Flughafenpersonal) redet ist, dass ihr ständig gefragt werde wie es euch geht. Egal ob im Supermarkt an der Kasse, im Hotel oder sonst irgendwo… ständig werdet ihr hören „How are you?“ oder „How it’s going“… es gibt noch einige mehr, aber das sind erstmal die Klassischen. Warum machen die das, fragt ihr euch bestimmt. Ganz einfach! Hier in Kanada gehört das mit zur Begrüßung, es ist einfach nur höflich gemeint. Und nein, in wirklich interessieren tun sie sich auch nicht für eure Antwort… Wichtig ist nur eins: Antwortet niemals negativ!!! Das wird nämlich als unhöflich, gar als sehr unfreundlich aufgegriffen! Es wäre ungefähr so, als ob jemand den Handschlag verweigern würde.

Folgende Antwortmöglichkeiten stehen euch zur Auswahl:

Positiv: „Excellent“, „Awesome“, „very good“, „good“ (wobei „good“ am häufigsten verwendet wird).

Negativ: Eigentlich gibt es nichts, aber wenn es euch nun mal doch nicht so gut geht, dann könnt ihr einfach mit „Not to bad“ antworten.

Lediglich bei wirklich guten Bekannten und Freuden dürft ihr ruhig auch mal eine negative Antwort geben.

Ach ja und vergesst nie zurück zu fragen!

Falls ihr aus irgendeinem Grund mal als erstes fragt (das ist schwer, die Kanadier sind schneller!), dann müsst ihr darauf achten:
Du: „Hey, how are you?“

Kanadier: „Good, how are you?“

Du: „Very good, thanks!“

Vergesst niemals das „thanks“, aber in der Regel nur, wenn ihr zu erst fragt!

Wenn ihr auf diese wichtige Regel hört, dann ist zumindest der erste Kontakt gesichert! Die Kanadier an sich sind nämlich erstmal sehr (gast-)freundlich, nett und hilfsbereit. Warum nur erstmal? Nun ja… nach einiger Zeit reagieren sie eher genervt, wenn man ihre Hilfe wirklich annimmt, denn eigentlich dient sie auch nur wieder der Höfflichkeit. Im Grunde lässt sich jedoch sagen, dass Kanadier deutlich freundlicher als Deutsche sind! Jaja, nicht jeder Deutsche ist unfreundlich, aber es geht um die Masse.

OK, weiter geht’s, denn das nächste Fettnäpfchen wartet schon!

Stellt euch vor, ihr habt gerade euer Hotelzimmer bezogen und geht auf die Toilette… sofort bemerkt ihr das erste Problem… Wie bekomme ich die Tür zu? In Nordamerika gibt es andere Systeme als bei uns… es gibt zum Beispiel:

Türknauf mit Drehschalter (1)*

1: Einen kleinen Drehschalter im Türknauf (oft)

2: Den Türknauf reindrücken und dann drehen (oft)

3: Den Türknauf zu dir heranziehen (selten)

Mehr fallen mir gerade nicht ein, ihr werdet es schon irgendwie hinbekommen.

Das nächste Problem kommt dann, wenn ihr Spülen wollt… es gibt auch noch andere Spülungen… viele sind aber selbst erklärend, also einfach ein bisschen ausprobieren.

Für alle die noch duschen wollen, wartet ein weiteres Abenteuer! Es gibt ganz komische und zum Teil echt komplizierte Duscharmaturen… Es gibt welche zum ziehen, drücken und drehen. Ja, fast alles ist möglich! Ich kann euch leider auch nicht viel weiterhelfen, denn fast jede ist verschieden und fast keine ist wie in Deutschland.

Also rechnet beim ersten Mal im Bad damit, dass ihr etwas länger braucht!

Wenn ihr dann schön geduscht euch auf den Weg in die Innenstadt macht (egal welche Großstadt) fällt euch gleich auf, dass hier ganz viele Nationen zusammen kommen. Nein, dass sind nicht alles Touristen! Die leben hier! In Deutschland regen sich alle über die vielen Ausländer auf… aber dann wart ihr noch nie in einer kanadischen Großstadt, Ausländeranteile von über 25% sind keine Seltenheit! Die Großstädte sind wahre „Kulturcocktails“!

 

Als er schließlich die Touristeninformation erreicht, empfängt euch eine total freundlich, fast aufgesetzt (nicht nur fast) ältere Dame und berichtet euch stolz von den schönen „historic sites“ in der Stadt und von anderen Sehenswürdigkeiten.

Ganz begeistert zieht ihr los mit eurem Stadtplan und rennt gleich zum ersten Gebäude, dass die nette Dame euch empfohlen hat. Es ist ein riesiger Wolkenkratzer! Ganz schön hoch! Aber das was auch… rein könnt ihr nicht, denn es ist eine Bank oder ein anderes großes Unternehmen. Schnell lauft ihr zum nächsten markierten Haus, auch kein Zutritt… sowie beim Nächsten und Übernächsten… alles Wolkenkratzer von Unternehmen.

Na gut… schon etwas genervt denkt ihr euch, dann laufen wir eben zu einer der „historic sites“. Ähm ja, aber was soll ich sagen… auch da werdet ihr vermutlich enttäuscht… als „historic“ zählt nämlich schon alles was über 50 Jahre alt ist. Zum Vergleich, mein Zuhause ist ca. 80 Jahre alt.

Selbst wenn ihr die ganze Stadt ablauft, werdet ihr so gut wie keine alten Häuser finden… Das liegt daran, dass das Land einfach noch nicht so alt ist und weil alles aus Holz gebaut wird… Holz hält halt einfach nicht so lange.

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Toronto downstown

OK, dann gehen wir halt zu einer anderen Sehenswürdigkeit! Fast jede Großstadt besitzt einen Tower, von dem ihr die Stadt überblicken könnt. Der wohl bekannteste ist der CN Tower in Toronto. Anstehen müsst ihr vielleicht so drei Stunde, es kostet ca. 40 Dollar pro Person… nee, damit will ich meine Zeit auch nicht verschwenden, ich komm später wieder, denkt ihr euch jetzt vielleicht. Doch was jetzt? Wir haben schon fast alles gemacht, es bleiben nur noch Museen… ohh nein, eins noch! Die Untergrundstadt, die an die zentrale „Shopping Mall“ angebunden ist! Also gleich dahin! Drinnen ist es wenigstens warm und trocken, aber auch hier sammeln sich Ketten wie überall… „H&M“, „Zara“, „Hollister“… mhh irgendwie auch nichts Neues.

Fast jede große Stadt besitzt eine Untergrundstadt und eine zentrale Mall sowieso!

Viel bleibt jetzt nicht mehr über, was man sich noch angucken kann… Kanadische Großstädte sind nicht etwas langweilig, nein, sie sind auch sündhaft teuer!

 

Müde und hungrig geht ihr zum nächsten Restaurant. Hier werdet ihr freundlich empfangen und euch wird ein Tisch zugewiesen. Kaum habt ihr in euren Menüs angefangen zu blättern, kommt auch schon die Kellnerin, im „kleinen Schwarzen“ und bringt euch Wasser. Komisch, denkt ihr euch vielleicht, wir haben doch noch gar nicht bestellt?! Keine Sorge, Wasser ist in allen kanadischen Restaurants umsonst!

Warum ich das mit dem „kleinen Schwarzen“ so betont habe?! Ganz einfach, hier in Kanada ist man gegenüber Homosexuellen deutlich aufgeschlossener, aber in Sachen Emanzipation der Frau sind sie noch etwas hinterher… Die Gesellschaft ist an sich ist deutlich konservativer als bei uns. Frauen werden gerne in Frauenbilder hineingezwungen. So ist es auch fast schon Standart, dass Frauen entweder als „Femme fatale“ (wie hier auch) oder als „treues Weib“ dargestellt werden. Dies merkt man nicht nur optisch, sondern auch durch die Erzählungen, Handlungen und Ausdrucksweisen der Kanadier. Keine Angst, es ist nicht so schlimm wie in den meisten islamischen Ländern, aber man merkt es doch… Ohje, ich muss aufpassen was ich schreibe, keine Ahnung, wer hier alles mitliest!

Zurück zum Essen… Endlich habt ihr ein Essen gefunden, eine große Pizza (32 cm Durchmesser) soll es sein. Doch als ihr den Preis seht, müsst ihr erstmal kräftig Schlucken, 28,50$! Trotzdem bestellt ihr sie, denn ihr habt ja schließlich Hunger!

Doch als ihr die Rechnung bekommt, wartet schon die nächste Überraschung, denn auf einmal kostet die Pizza 31.35$. Warum das? In Kanada ist es nicht üblich, dass die Steuern schon im Preis mit inbegriffen sind… In diesem Fall habt ihr 10% Steuern bezahlt (diese schwanken je nach Provinz, aber dazu später mehr).

Nun ja, die Pizza ist zwar etwas teuer, aber die Bedingung war nett. Ihr entscheidet euch großzügig aufzurunden auf 35$. Und „zack“, wieder ein Fettnäpfchen! In Kanada ist der Service nicht inklusive… Kellnerinnen verdienen nur 9,20$ pro Stunde, das ist weniger als der Mindestlohn (Ausnahmeregelung), deshalb gibt man zwischen 15 und 20% Trinkgeld. In diesem Fall müsstet ihr also mindestens 36,05$ für eure Pizza bezahlen. Teuerer Spaß! Als Preis – Beispiel habt ihr hier das Menü vom Saltlik (wo ich  habe): Saltlik Menü

 

Satt und müde erreicht ihr schließlich euer Hotel, legt euch ins Bett und schon wieder ist etwas komisch… in Kanada gibt es keine richtigen Bettbezüge wie in Deutschland. Es gibt einfach nur ein zweites Bettlagen, das zwischen die Bettdecke und euch kommt… bisschen eklig finde ich, denn das verrutscht garantiert! Euch ist das jetzt aber ganz egal und ihr geht erstmal schlafen.

Gesamtreisekilometer: 37179

 

*Bildquelle: „usarundbrief.com“

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