Kanada ein Résumé Teil 2

tim hortons

Ein typischer „Tim Hortons“ Laden (1)

Unterwegs

Als ihr am nächsten Morgen euer Hotel wieder verlasst, seid ihr immer noch etwas hungrig. Das Frühstück im Hotel war zwar gut, aber leider etwas klein. Also was tun? Erstmal zu „Tim Hortons“! Ihr wisst nicht was das ist? „Tim’s“ oder „Timmis“ ist wohl der Laden Nummer eins in Kanada, wenn ihr da nicht wart, dann wart ihr nicht in Kanada. „Tim Hortons“ ist ein Geschäft, das Donuts, Kaffee und Sandwichs verkauft. Gegründet wurde es von gleichnamigen, kanadischen Eishockeyspieler im Jahre 1964. Auch wenn viele Kanadier sagen, dass es wo anders besser schmeckt, trotzdem gehen sie alle zu „Tim Hortons“. So ist es morgens auch immer extrem voll in den kleinen Läden! Selbst die Größe von Dörfer / Städten wird in Kanada darüber gemessen, ob und wie viele „Timmis“ es dort gibt.
Ihr bestellt euch also schließlich einen „Double Double“, dass heimliche Nationalgetränk Kanadas. Was das ist… Ganz einfach Kaffee mit zweimal Milch und zweimal Zucker. Jetzt seid ihr wenigstens etwas wach und um satt zu werden, geht bestellt ihr euch noch einen Karton „Tim bits“, dass sind Golfball große Kugeln aus Donutteig und irgendeinem süßen Überzug oder einer süßen Füllung.
Als ihr bezahlen wollt, seht ihr, dass vor euch jemand einfach seine Karte nur auf das Kartenlesegerät hält und dann weiter geht. Hä? Hat der jetzt nicht bezahlt?! Neee, es gibt hier Kartenlesegeräte mit einer Art „Tip – Funktion“, hier muss nicht der PIN eingegeben werden, sondern einfach nur die Karte auf das Gerät gehalten werden.

Schließlich schlendert ihr wieder durch die Stadt und euch fällt sofort auf, dass überall die kanadische Flagge hängt. Nein, es ist weder Fußballweltmeisterschaft, noch sonst ein großes Event. Das ist ganz normal hier, die Kanadier haben nämlich einen sehr ausgeprägten Nationalstolz und den wollen sie damit unterstreichen, dass sie „Flaggezeigen“. Aber nicht nur Privathäuser haben Flaggen, auch jedes staatliche Gebäude hat eine draußen hängen.

Auf einmal hört ihr Musik… wo kommt die denn her? Mhh.. je weiter ihr lauft, um so lauter wird sie… Auf einmal seht ihr eine riesige Menschmasse in der Nebenstraße. Sie stehen und Vierer-, nein, Fünfer-Reihen und jubeln. Ihr seid neugierig und schlagt euch durch bis in die erste Reihe. Doch was ihr dort seht, enttäuscht euch etwas… Dort laufen ein paar hundert uniformierte, junge Erwachsene. Einige haben alte Uniformen, andere neue… Stellt stell ihr fest, dass ihr auf einer Militärparade gelandet sind… In Deutschland fast und denkbar, hier Standartprogramm. Die Kanadier sind sehr stolz auf ihre Soldaten und so werden sie ständig auch gefeiert, gewürdigt und geehrt, sei es bei Straßenparaden und Hockeyspielen. Es ist nicht ganz so übertrieben wie in den USA, aber das ist auch schwer zu überbieten.

4waystop

typisches „4-way“ Stoppschild (2)

Vielleicht habt ihr jetzt drei oder vier Tage in der Stadt verbracht und wollt jetzt endlich los und das Land kennenlernen. Also leiht ihr euch ein Wohnmobil, es ist zwar sehr teuer (Versicherungen sind gigantisch teuer), aber ihr wollt was sehen und so könnt ihr eventuell ein wenig an Übernachtungskosten einsparen.
Gesagt getan! Aber passt auf, dass euer Fahrzeug auch heile und sicher ist, denn in Kanada gibt es keinen TÜV!
Doch an der ersten Kreuzung bekommt ihr auch gleich das erste Problem. Wer hat jetzt Vorfahrt, der von rechts oder ich? Es gibt in Kanada kein rechts vor links und auch kein Schild für Vorfahrtsberechtigtestraße (Spiegelei). Die Vorfahrt wird über Stoppschilder und über Vorfahrtachten – Schilder geregelt. Erst etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht all zu schwer. Komplizierter wird es erst, wenn es „4-way stop“ gibt… da müssen nämlich alle anhalten an einer Kreuzung und es darf der zu erst wieder fahren, der zu erst kam.
Nach ein paar Minuten steht ihr an einer Ampel und wollt nach rechts abbiegen, ihr setzt den Blinker und ordnet euch in die Abbiegerspur ein. Die Ampel ist rot. In Nordamerika sind die Ampeln übrigens hinter der eigentlichen Kreuzung und nicht davor, wie in Deutschland. Ihr wartet schön an der Haltelinie und plötzlich fangen alle hinter euch an zu hupen! Noch mal ein Blick auf die Ampel, um zu vergewissern, dass es noch rot ist. Mhh.. warum hupen die, es ist doch noch rot… Auch hier liegt ihr grundsätzlich nicht falsch, aber in Nordamerika darf man auch bei rot nach rechts abbiegen, nachdem man zunächst an der Haltelinie gestoppt hat. Es funktioniert ähnlich wie der „ grüne Blechpfeil“ in Deutschland.

Moose Crossing

Elche kreuzen (3)

Die Stadt lasst ihr hinter euch, der Highway wird immer leerer… aber nicht nur das… er wird auch kaputter! Überall klaffen Rissen und große Schlaglöcher! Aufpassen ist angesagt, nicht auf den Verkehr, sondern auf die schlechte Fahrbahn!
Zwischendurch seht ihr immer mal wieder Brücken über den Highway, die bewachsen sind… Was ist das? Da kann doch keiner drüber fahren oder laufen… Das sind Wildbrücken, sie sind für die Tiere, damit die auch über den Highway können und nicht tot gefahren werden. Außerdem stehen da, wo keine Brücken stehen, oft viele Hinweisschilder mit diversen Tieren drauf. Für fast jedes Tier gibt es ein eigenes Schild, z.B. für Elche, Bären, Bergziegen…

Irgendwo hatte ihr mal gelesen, dass es in Kanada keine Blitzer gibt… doch trotzdem würde ich euch davon abzuraten zu schnell zu fahren! Zum einen sind die Straßen teilweise echt schlecht und auch die Polizei kontrolliert ziemlich oft, selbst in abgelegenen Gegenden! Wenn ihr erwischt werdet, dann kann es sehr teuer werden! Strafen sind allgemein, sehr viel höher als in Deutschland. Bei Geschwindigkeitsüberschreitung könnt ihr ungefähr mit dem 10 – fachen rechnen, als in Deutschland. Sie gehen sogar soweit und können euer Auto einkassieren und euch noch Bußgelder bis 10000 Dollar aufdrücken. Achja, eine Toleranz wie in Deutschland gibt es nicht (soweit ich weiß) – jeder km/h zählt!

Zurück zu euch… ihr fahrt jetzt schon seit ca. sechs Stunden durch die Landschaft. Überall seht ihr große Seen, Berge und vor allem Bäume! Es ist super schön hier und ihr fühlt euch irgendwie frei, aber irgendwas stimmt nicht… Eigentlich solltet ihr schon lange euer Ziel erreicht haben… Also haltet ihr am nächsten Rastplatz und fragt einen Kanadier nach dem Weg. Dieser erklärt euch, nett wie er ist, dass ihr falsch abgebogen seid und wieder zurück müsst. Ansonsten ist aber auch ein kleiner Campingplatz gleich um die Ecke.

Es kann schon mal vorkommen, dass ihr euch verfahrt, die Beschilderung ist eher dürftig!
Naja, macht nichts… der nächste Campingplatz ist ja nicht all zu weit. Ihr folgt der Beschreibung des Kanadiers, aber irgendwie kommt da kein Campingplatz… nach weiteren anderthalb Stunden seht ihr dann endlich ein kleines Zeichen, am Straßenrad: „Campingplatz 400m“. Endlich angekommen!
Für Kanadier ist „um die Ecke“ alles so bis 150, 200 Kilometern… also fragt lieber dreimal nach, wie weit es wirklich ist!

womo

sowas nennt man hier Wohnmobil (4)

Auf dem staatlichen Campingplatz angekommen, wollt ihr euch eine „Site“ suchen… schwerer als gedacht! Jede Provinz hat eigene Campingplätze, die in der Regel recht preiswert sind. Das Problem ist nur, dass gerade in den Sommermonaten, diese besonders gefragt sind, denn „camping“ ist in! Dich an dich reihen sich die Womos, eins größer als das andere! Einige sind fast so groß wie ein Reisebus! Mit Wohnmobilen ist es wie mit den Häusern, hier gilt das Motto: „bigger is better“. Staunend fahrt ihr von Site zu Site… aber alle besetzt. Doch dann seht ihr eine, die nur mit einem Seil versperrt ist… ich würde die nicht nehmen! Uns Deutschen wird nachgesagt, dass wir mit unseren Handtüchern alles reservieren… aber wenn es um Campingsites geht, dann kennen die Kanadier kein halten mehr! Sie stürzen sich regelrecht auf die guten Stellplätze und sperren sie mit allem ab, was sie gerade haben.
Ihr fahrt also noch ein bisschen weiter… endlich findet ihr einen frei Platz und stellt euer Wohnmobil ab. Noch schnell den Umschlag ausfüllen, Geld rein und ab in den Kasten. In Kanada ist auf vielen Campingplatzen üblich, dass es kein Personal gibt und man sich selbst registriert. Die Quittung hängt man dann an seine Site, es wird nämlich sporadisch mal kontrolliert!
Ahhh, endlich angekommen, jetzt nur noch schnell duschen und dann ab ins Bett.
Ihr lauft über den ganzen Campingplatz… keine Duschen! Total verzweifelt fragt ihr euren Nachbarn. Dieser lacht nur und erklärt euch, dass es auf den meisten staatlichen Campingplätzen kein fließend Wasser gibt und das es hier keine Duschen gibt… nur Plumpsklos!
Enttäuscht und ausgepowert legt ihr euch schließlich in euer Bett… morgen wird es bestimmt irgendwo eine Dusche geben.

 

 

Bildquellen:
1: http://www.thedrum.com/uploads/news/177669/tim%20hortons.jpg2: https://aussielivingthedream.files.wordpress.com/2012/01/dsc003981.jpg
3: http://images.huffingtonpost.com/2014-10-13-MooseCrossingsign.jpg
4: http://rvs4salebyowners.com/wp-content/uploads/2015/01/2-800×450.jpg

Kategorien: Résumé, unterwegs | Ein Kommentar

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Ein Gedanke zu „Kanada ein Résumé Teil 2

  1. Ulrike Theysen

    Hallo Jan
    Lese voller Interesse deine Berichte. Und nun freuen wir uns auf deine Eindrücke in Neuseeland. Wir waren 2000 in Neuseeland und sind dort mir einem Wohnmobil umhergefahren.
    Morgen am Freitag ist nun unser Backtag und damit ein Arbeitstag.
    Gruß Ulrike

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