Go East

Neufundland und Labrador – Go East Teil 4

ACHTUNG – ES FOLGT EIN LANGER TEXT – BITTE NEHMEN SIE SICH ZEIT

Übersichtskarte

Puhh… erstmal kurz durchatmen und genau überlegen was in den letzten Tagen und Wochen passiert ist. Vieles auf jeden Fall! Aber erstmal alles der Reihe nach…

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Ich glaube es war ein Freitag… ja, es war Freitag, Tag der deutschen Einheit…
Wir verbringen den ganzen Vor und Nachmittag im Hostel um noch einiges zu planen und zu buchen. Am Abend geht die Reise dann aber auch schon weiter…
Erst wird der kleine grau – blaue Rucksack vor den Bauch geschnallt und dann kommt der große Rucksack, an dem noch Zelt und Isomatte baumeln, auf den Rücken. Auf geht’s nach Whycocomagh – 6,5 Kilometer laufen mit ca. 30 Kg Gepäck… immer am Highway lang.
Die ersten Kilometer sind noch harmlos, doch dann beginnt es überall zu drücken und zu ziehen. Endlich am Busstopp angekommen wird schnell noch ein Ticket gekauft und dann geht auch gleich schon los… Wohin? Zum Fährterminal in North Sydney.

Es ist dunkel draußen, kein Wunder ist ja auch mitten in der Nacht, es wackelt und um mich herum schnarchen überall Leute. Immerhin hab ich einen schönen bequemen Sessel, irgendwie erinnert er mich an einen Kinosessel, nur in grau und etwas größer. Ich guck mich um… Zuerst fällt mir auf, dass sie das Licht gedämmt haben, auch die Frau die ein paar Sitze weiter sitzt und eben noch aufgeregt telefoniert hat schlummert jetzt seelenruhig, der Mann in der Reihe dahinter schnarcht mit seinem Nachbarn um die Wette, nur die Snackbar hat noch offen… sonst ist es ruhig, nur das dröhnen des Motors ist zu hören. Es ist 2:37 Uhr, ich bin wohl direkt eingeschlafen, nachdem ich die Fähre betreten habe… auch draußen ist es absolut finster, wir sind mitten auf dem Meer.

Plötzlich werd ich wieder wach, eine Durchsage… Sind wir schon da? Draußen sind Lichter, die ersten stehen auf… Tatsächlich wir sind da, ich hab wirklich (fast) die ganzen 7,5 Stunden Überfahrt von North Sydney nach Port-aux-Basques verschlafen.

Draußen ist es kalt, vielleicht 3 oder 4 Grad… aber immerhin trocken. Unser Ziel ist es heute bis nach Norris Point im Gros Morne Nationalpark zu kommen, von der Fähre aus sind das ungefähr 400 Kilometer. Wie kommen wir am Besten dahin? Es gibt einen einzigen Bus auf Neufundland, der auch nur einmal am Tag fährt, leider ist der ziemlich teuer… Unser Plan ist deshalb trampen, die ganze Strecke!

Kaum verlassen wir das Fährterminal wird uns bewusst, dass es jetzt keine andere Option gibt als trampen, denn der Bus ist bereits vor 15 Minuten abgefahren. Mit Sack und Pack laufen wir auf dem Seitenstreifen des Highways in Richtung Innenstadt von Port-aux-Basques. Links und rechts von uns ragen braune, felsige und nur am Fuß bewachsene Hügel in den grauen Morgenhimmel. Zwischen den Hügeln versteckt sich hier und da ein kleiner See mit dunkelblauem Wasser. Kaum erreichen wir das kleine Fischerdörfchen, nach ca. 30 Minuten Fußmarsch, halten wir gleich auch den Daumen raus… Es kommen ein paar Auto, aber nicht viele… keins hält. Plötzlich hält dann doch jemand, aber nicht um uns mitzunehmen… er gibt uns lediglich den Tipp ein Stück weiter zum eigentlichen Trans Canada Highway (T.C.H.) zu laufen. Wir nehmen den Ratschlag an und laufen noch ein oder zwei Kilometer den Hügel rauf und verlassen somit auch das kleine Fischerdorf.
Direkt beim am Visitor Center, kurz hinter dem großen blauen Willkommensschild, stellen wir uns wieder an den Straßenrand und hoffen das uns jemand mitnimmt. Es kommen nur fast keine Autos, die von der Fähre sind schon lange weg und sonst gibt es hier auch nur wenig Verkehr, denn der Highway beginnt hier erst… Kalt ist es hier oben auf dem Hügel, der Wind weht uns um die Nase und macht das warten nicht gerade angenehmer. Nach vielleicht 30 Minuten hält dann endlich ein Auto, das uns mitnehmen möchte… ein älteres Ehepaar. Sie wollen nach Corner Brook, der zweitgrößten Stadt Neufundlands, perfekt. In ihrem großen, silbernen SUV ist viel Platz und vor allem ist es war. Der ältere Herr erzählt uns viel über die Landschaft und übers Jagen, eigentlich ziemlich interessant, doch die Müdigkeit besiegt uns schließlich.

In Corner Brook werden wir direkt an einem großen Einkaufspark abgesetzt, sehr gut, die Gelegenheit nutzen wir gleich aus und kaufen noch einiges zu Essen für die nächsten Tage.
Viel Zeit bleibt uns jedoch nicht, denn wir wollen bis zum Abend da sein.

Auf dem Weg zurück zum Highway stellen wir ein neues Problem fest… über die schmale Auffahrt können wir bei dem jetzt recht starkem Verkehr nicht laufen… also bleibt uns nichts anderes übrig als an der Zufahrtsstraße zu warten mit einem selbst gebastelten Papierschild auf dem in großen, orangenen Buchstaben „East“ steht. Nach nur wenigen Minuten hält ein schwarzer Pick up… Wir laden unsere Sachen auf und springen auf die Rückbank. Uns begrüßen zwei nette, junge Männer. Unser Schild haben sie nicht mal gelesen, sie wollten uns unbedingt mitnehmen, auch wenn ihnen unsere Richtung nicht mal bekannt war…
Die beiden erzählen uns viel über den Dialekt, den sie sprechen und über die Neufundländer an sich, die hier liebevoll „Newfies“ genannt werden und so etwas Ähnliches sind wie Ostfriesen bei uns. Zum Abschied in Deer Lake bestehen sie darauf noch ein „Selfie“ mit uns zu machen, denn deutsche Tramper treffen sie auch nicht alle Tage.

Von dort aus trampen wir weiter in Richtung Norris Point… Nach zwei kurzen Fahrten bekommen wir endlich eine etwas längere… Ein junger Mann nimmt uns in seinem kleinen Auto mit, er ist auf dem Weg zu seinen Eltern und er kennt sich hier in der Gegend super aus. Er erzählt uns viel über den Park in den wir wollen und darüber, dass er auch schon in Osteuropa getrampt sei.
Langsam fällt uns auf, dass die Straße immer mehr bergauf und bergab geht… Aus Hügeln werden derweilen schon kleine Berge… die Hänge sind bewaldet und leuchten gerade jetzt im Herbst in tollen, knalligen Farben. Je weiter wir fahren umso mehr muss man sich anstrengen aus dem Autofester die Gipfel der Hügel bzw. Berge zusehen, einfacher ist es wenn man gerade mal die Chance hat ins Tal zu gucken und die großen, blauen Seen zu betrachten.
Auf einmal taucht vor uns ein sehr großer und ziemlich kahler Berg auf… unser Fahrer sagt, dass wir gleich da sind… es ist wohl der Gros Morne (zweithöchster Berg Neufundlands mit 806m), nachdem auch der Nationalpark benannt ist.

Am Hostel verabschieden wir uns noch von unserem Fahrer und schleppen Sack und Pack zur Rezeption… niemand ist da… komisch. Auch als wir uns umgucken sieht das hier nicht gerade wie ein Hostel aus, eher wie ein altes Krankenhaus. An den Türen und Gängen stehen Schilder mit der Aufschrift „Operationssaal“ und Ähnlichem… alles ein bisschen merkwürdig. Auf einmal kommt Rona, die wir schon aus einigen Hostels kennen und mit der wir am Cabot Trail waren, die Treppe runter… sie meint, dass Hostel ist nur oben. Aber auch oben ist Niemand und wirklich nach Hostel sieht es da auch nicht aus… Egal, wir suchen uns einfach mal ein Zimmer aus und warten, ob jemand kommt.
In der Zwischenzeit lernen wir Ian und Mckenzie kennen, zwei Kanadier, die hier auch ihre Ferien verbringen. Ian ist Anfang 30, kommt aus Ottawa und hat ein Auto… Mckenzie ist Mitte 20 und kommt aus Vancouver.
Mittlerweile ist der Besitzer des Hostels gekommen und erklärt uns, dass wir hier im alten Cottage Hospital gelandet sind, das sie umgebaut haben zum Hostel. Das Zimmer das wir ausgewählt haben war auch glücklicherweise richtig und so mussten wir nicht noch mal umziehen.
Mit Ian, Rona und Mckenzie fahren wir abends noch in den Nachbarort um uns an einem Leuchtturm den Sonnenuntergang anzugucken, dabei erzählen sie uns, dass man im Hostel auch auf den alten OP – Tischen aus Metal schlafen könne… schon ein bisschen eklig finde ich…

Am nächsten Tag ging es zum Western Brook Pond einem Innlandsfjord, der ca. 30 km entfernt ist vom Hostel. Ian fährt uns zum Glück dahin, da er selber da vorbei wollte…
Nach ein paar Kilometern durch Sumpf und Marschgebiet sehen wir uns den Fjord vor uns. Steile Felswände ragen auf beiden Seiten empor, zwischen ihnen ist dunkelblaues und von Nahem doch glasklares Wasser.
Leider ist die Bootstour in den Fjord bereits geschlossen – off season -, aber es gibt einen 14 Kilometer langen Wanderweg am linken Ufer… den nehmen wir!
So machen Finia und ich uns auf den Weg, mit Proviant und Kamera in Richtung des Eingangs in den Fjord. Doch schon nach ein paar Kilometern haben wir das erste ganz große Problem… wir müssen durch einen Fluss! Ok, was bleibt uns anderes übrig… Schuhe und Hosen aus und ab rein ins kalte, strömende Wasser… die Strecke über den ca. 20 Meter breiten Fluss fühlt sich in dem hüfttiefen Wasser verdammt weit an! Auf der anderen Seite angekommen lassen wir uns erstmal ein bisschen trocken, zum Glück ist es heute warm!

Auf der anderen Seite des Flusses ist aus dem Wanderweg ein Trampelpfad geworden, nur noch durch Bänder in den Bäumen markiert findet man sich hier zu Recht… Der Weg ist zum Teil sehr matschig und führt durch bewaldete Hügel immer am Wasser entlang. Nach zwei weiteren kleinen Flussüberquerungen erreichen wir nach ein paar Stunden das Ziel des Wanderweges, einen kleinen Kiesstrand mit Blick in den Fjord. Doch uns reichte das noch nicht, wir kletterten entlang einer felsigen Landzunge noch ein ganzes Stück weiter hinaus… von hier hatten wir einen atemberaubenden Blick in den Fjord (es gibt leider keine Fotos, da wir ohne Gepäck geklettert sind).
Wir müssen uns nur so schnell es geht wieder auf den Rückweg machen, denn es wird schon relativ schnell dunkel und im Dunkeln im Nationalpark voller wilder Tiere ist keine gute Idee.
Doch anstatt den Wanderweg zurück zu nehmen entscheiden wir uns immer am Wasser über die Felsen zu klettern bzw. am Strand zu laufen. Auf der linken Seite befindet sich das glasklare Wasser, auf der Rechten wechseln sich ein steiler Abhang und Felswände ab, unter uns sind hellgraue, glatt geschliffene Steine… Mal laufen wir auf kleinen verlassenen Kiesstränden und manchmal müssen wir über Felsen oder an Felswänden lang klettern. So erreichen wir schneller als gedacht wieder den Ausgangspunkt des Wanderweges. Müde und kaputt stellen wir uns an die Straße und hoffen, dass uns jemand mitnimmt… nach ein paar Minuten haben wir Glück, ein junger Student fährt uns direkt zurück zum Hostel.

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Zwei Tage später waren Ian, Rona und Mckenzie wieder von einem Kurztrip zurück, klasse, dann können wir wieder etwas zusammen unternehmen.
Alle zusammen fahren wir zu den Tablelands, eine unbewachsene Steinwüste… hier ist der Erdmantel an die Oberfläche getreten und bildet optisch eine Art Mondlandschaft.
Die Wanderung hier war eher kurz mit vier Kilometern, aber trotzdem sehr eindrucksvoll. Um uns einen besseren Ausblick zu verschaffen klettern Finia und ich einen der großen Berge aus gelbem – braunem Geröll etwas hinauf… was für eine schöne Aussicht!

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Wieder zurück bei Ians Auto, fahren wir weiter zu einem weiteren Fjord. Leider ist dieser nicht so eindrucksvoll wie wir es uns erhofft hatten… trotzdem verbrachten wir hier den Nachmittag am Wasser unterhielten uns oder beschäftigten uns mit Steine flippen.
Auf dem Rückweg zurück zum Hostel machen wir noch zwei kurze Stopps einen mitten auf dem Highway und einen am Leuchtturm, bei dem wir schon ganz zu Anfang waren. Unser Ziel Bilder von einem gigantischen Sonnenuntergang zu machen, aber seht selbst…

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Doch das war noch nicht alles für heute… zurück im Hostel wartet noch eine kleine Überraschung auf uns…Ian und der Inhaber haben etwas Elchfleisch für uns alle besorgt (Das Fleisch ist nicht käuflich zu erwerben), daraus bereiten wir alle zusammen ein richtiges Dinner. Zum Fleisch kommen noch Süßkartoffeln, Reis, Paprika, Zwiebeln und natürlich neufundländisches Bier, alles wird bei Kerzenlicht gemeinsam verspeist.

Am nächsten Morgen müssen wir uns leider von all den anderen verabschieden, da sie alle weiterreisen und wir noch bleiben… einfach fällt uns das allen nicht, denn wir sind echt schon wie gute Freunde geworden.

Während die anderen weiter reisen, klettern wir heute auf den Gros Morne. Sechs Stunden wandern über einen schmalen und vor allem steilen Wanderweg… Die ersten Kilometer sind noch einfach, aber schon bald werden die Anstiege steiler… spätestens als die Bäume aufhören und nur noch eine graue, steinige Geröllwand vor uns ist, werden die Anstiege richtig knackig! Von wandern hat das nicht mehr viel, eher von Ausdauerklettern. Nachdem wir endlich, endlich am Gipfel stehen wollen wir eigentlich nur wieder runter… es ist verdammt kalt und windig da oben, reichten unten noch T-Shirt und kurze Hose, brauchen wir hier oben Jacken und Mütze. Leider war auch der Blick nicht gerade der beste, da das Wetter eher durchschnittlich war… egal, wir waren oben.

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Am folgenden Tag verlassen wir den Nationalpark leider schon wieder… ein neues Abenteuer wartet – Labrador.
Um 15:30 Uhr fährt unsere Fähre von St. Barbe (NL) nach Blanc Sablon, wie kommt man am besten dahin? Na klar, trampen… eine andere Möglichkeit bleibt ohnehin nicht.
Dies Mal haben wir ziemliches Glück bereits die zweite Mitfahrgelegenheit fährt uns fast die gesamten 300 Kilometer bis zur Fähre. Dort angekommen verabschieden wir uns von unserem Fahrer, der sogar noch seine Nummer da lässt, falls wir noch mal einen „ride“ brauchen.
Die anderthalb Stunden Überfahrt durch dichten Nebel vergehen wie im Flug. Auf der anderen Seite angekommen befinden wir uns wieder in Quebec, 1,5 zurück in der Zeit und nur 4 Kilometer von Labrador und dem nächsten Zeitzone entfernt. Leider sehen wir landschaftlich nichts, auf Grund des dichten Nebels… Unser Ziel ist das von der Fähre ca. 30 Kilometer entfernte L’Anse au Loup… Busse oder anderen offentlichen Nahverkehr gibt es nicht… also wieder trampen.
Zunächst fahren wir mit einem Franzosen in den nächsten Ort, der nächste der dann uns mitnehmen will ist ein junger Mann. Er erzählt uns, dass er aus L’Anse au Loup kommt und dort auch immer noch lebt (untypisch, die meisten jungen Leute ziehen in die großen Städte).
Nach nur wenigen gefahrenen Metern hält er wieder an und fährt auf einmal mitten auf dem Highway rückwärts… er sagt nur „there is my buddy“. Er springt aus seinem Auto und unterhält sich kurz mit ihm, dann geht’s weiter. Nur ein paar Kilometer später schreit er plötzlich „Fuck, the damn fucking cops!“, auf der anderen Straßenseite dreht ein Polizeiauto und fährt mit Blaulicht hinter uns her… unser Fahrer hält an. Zwei junge Polizisten kommen zum Fenster und fragen unseren Fahrer, ob er wüsste wie schnell er war… er antwortet, dass er vielleicht 110 gefahren sei… der Polizist vereint, 120 sei er gefahren in einer 90er Zone. Daraufhin kontrolliert er alle Papiere, auch unsere Pässe, aber alles in Ordnung… Unser Fahrer bekommt lediglich ein Verwarnticket und muss somit auch nichts bezahlen.
Bei der Weiterfahrt erfahren wir, dass es in Labrador nur zwei Polizeiwagen gibt und jeder jeden kennt, so bekommt man eigentlich nie eine Strafe. Angekommen im 600 Seelen – Dorf bekommen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt, bis wir an unserem Bed and Breakfast angekommen sind, leider ist die Inhaberin nicht da. Mitch, so heißt unser Fahrer nämlich, meint, dass er in einer Stunde noch mal gucken kommen würde um zusehen, ob wir auch einen Platz bekommen haben.
Eine Stunde später: Wir warten immer noch… Mitch kommt rein und sagt, dass er ein bisschen telefoniert habe und die Inhaberin im Moment noch in der Kirche sei. Spontan lädt er uns zu sich nach Hause ein (er wohnt drei Häuser weiter). Zuerst gehen wir in die Garage, um seine Heiligtümer zu betrachten… eine ganze Truhe voll mit selbst gejagten Tieren, Enten, Kaninchen und vieles mehr… alles wird gekühlt mit Eisbergeis, welches sie im Juni von einem Eisberg abgebrochen haben, der hier in der Bucht von L’Anse au Loup schwamm. Während er uns stolz weiter Fotos von der Jagt zeigt guck ich mich etwas in der großen Garage um und entdecke in der rechten, hinteren Ecke Gewehre… vielleicht vier oder fünf Stück stehen da, komplett ungesichert… die passende Munition liegt direkt neben mir auf dem Tisch… auch irgendwie ein merkwürdiges Gefühl. Als Mitch fertig ist mit seinen Jagtgeschichten lädt er uns noch auf ein Stück Pizza ein. Drinnen in Küche bekommen wir jeder ein Stück Pizza, das am Vortag übrig geblieben ist… wir waren total hungrig und super glücklich wenigstens etwas zu beißen zu haben.
Nachdem wir fast zwei Stunden bei Mitch waren und er uns noch hunderte Familienfotos gezeigt hat, sind wir wieder zurück zum B&B… diesmal war die Besitzerin, eine alte, aber taffe Frau mit harten Akzent, zu Hause. Wir verabschieden uns von Mitch und bedanken uns für seine Gastfreundlichkeit.

Die nächsten beiden Nächte verbringen wir in dem B&B der alten Dame, es ist ein kleines Holzhaus am Hang, mit Blick aufs Meer…
Den einzigen vollen Tag auf Labrador wollen wir ein bisschen dazu nutzen uns die Umgebung anzugucken. Zunächst ist das Wetter noch sehr gut, doch nachdem wir ein paar Kilometer gewandert sind schlägt es um… Regen und Hagel fliegen uns um die Ohren, dazu peitscht ein kalter Nordwind in unser Gesicht… es ist sau kalt! Trotzdem setzten wir unsere Wanderung entlang der dünn bewachsenen, felsigen Steilküste fort… durchgefroren kommen wir nach vier Stunden wieder in unserer Unterkunft an, glücklich und zufrieden schlafen wir mitten am Nachmittag ein…

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Am nächsten Morgen müssen wir auch schon wieder zurück… es gibt nur eine Fähre an diesem Tag und die fährt leider schon morgens um 10:30. Es ist Samstag… wer fährt bitte am Samstagmorgen irgendwohin? Prima Idee von uns da ausgerechnet auf Labrador, wo eh schon kaum Autos fahren, zu trampen… eine Mitfahrgelegenheit bekommen wir ca. beim 20 Auto, nach 45 Minuten warten, aber nur bis ins nächste Dorf. Von da sind es noch knapp 25 Kilometer bis zur Fähre, unmöglich die Fähre noch zu Fuß zu erreichen… aber es kommt einfach kein Auto, wirklich kein einziges! Kurz bevor wir schon umdrehen wollen, kommt doch plötzlich ein Auto… es hält an… ein älterer Herr fragt, wo wir hin wollen… Zur Fähre!… Er erwidert, dass die Fähre gar nicht auf seinem Weg liege, aber er fährt uns trotzdem hin.
Gerade noch rechtzeitig erreichen wir die Fähre… doch mit ausruhen ist leider nichts… raue See macht das sicher sitzen auf dem Stuhl schon unmöglich, von ausruhen mal ganz zu schweigen…
Sicher auf der anderen Seite angekommen wieder das alltägliche Problem, wer nimmt uns mit zurück nach Norris Point? Erstmal zu Highway zurück, da wird schon jemand kommen… Wir haben den Highway nicht mal erreicht, da hält ein Auto neben uns… Sie stellt sich als die Mama von Mitch vor und ist auf dem Weg zum Arzt in Corner Brook… perfekt, sie nimmt uns die ganze Strecke mit und wir bekommen sogar noch leckere Kräcker zu essen, mhhh.

Der nächste Tag wird nicht weniger spannend… Wir wollen von Norris Point bis nach St. John’s (700 Kilometer)… Nein, nicht mit dem Bus – trampen!
Morgens werden wir noch bis zu T.C.H. von einer neuen Bekanntschaft aus dem Hostel gefahren… aber dann beginnen die Probleme! Es ist Sonntagmorgen 8 Uhr, 3 Grad und regnerisch… na prima! Idealbedingungen… Ganze zwei Stunden warten wir auf unseren ersten „ride“. Total durchgefroren schlafen wir sofort im Auto ein… zum Glück war der Fahrer total nett und es störte ihn nicht. Als er uns absetzte nach ca. 150 Kilometer gab er jeden von uns noch etwas zu trinken mit.
Die nächsten Wartezeiten wurden kürzer, da der Regen deutlich zunahm und die Leute dadurch mehr mitleid mit uns hatten… Stück für Stück kamen wir näher an unser Ziel. Ein Pastor, bei dem wir mitfuhren, schenkte uns auch gleich noch 20 Dollar für etwas Warmes zu trinken. 40 Kilometer vor St. John’s sind wir schon mit vier verschiedenen Leuten gefahren… doch jetzt stehen wir an einer denkbar ungünstigen Stelle, mitten an einer Ausfahrt mit viel Verkehr… trotzdem haben wir sehr großes Glück und ein älterer Mann hält an. Er fährt mit uns bis nach St. John’s, auch wenn er da gar nicht hin muss… wir bekommen eine sehr ausgiebige Stadtrundfahrt und schließlich setzt er uns am Hostel ab, nach 12 Stunden sind wir da… 20 Minuten später holt uns unser Fahrer wieder ab, er besteht darauf noch mit uns einkaufen zu fahren… kommt uns ganz entgegen, da wir auch noch unser Abendessen kaufen müssen. Glücklich und etwas aufgewärmt setzt er uns dann schließlich wieder am Hostel ab, super lieb der alte Mann!

St. John’s ist die größte Stadt Neufundlands, sie sieht ein bisschen so aus wie ein zu groß gewordenes Fischerdorf… überall buntbemalte, kleine Holzhäuser, zwischen ihnen ragen ein paar große gläserne Hochhäuser hervor. Umringt ist die Stadt von ein paar großen Hügeln, der wohl bekannteste ist der „Signal Hill“. Ein großer Hügel auf dem oben ein alter Wachturm thront, auf der einen Seite liegt die Stadt auf der anderen der offene Atlantik. Klar, dass wir da auch hoch laufen, aber leider sind wir beide zu fertig um es richtig zu genießen… reisen ist eben doch anstrengend.
Es ist „Thanksgiving“ und das wird in Kanada fast so groß gefeiert wie bei uns Weihnachten… also versuchen wir ein Restaurant aufzutreiben, um das typische Truthahn – Gericht zu testen, dass jede kanadische Familie an diesem Tag isst… Leider haben echt alle kanadischen Restaurants zu, alle! Also enden wir letztendlich bei Marry Brown’s (ähnlich wie KFC) einen Fastfood – Restaurant, das es nur in Neufundland und Kingston gibt. Schmeckt eigentlich gar nicht mal so schlecht, nur satt macht es leider nicht wirklich…

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An unserem letzten wirklichen Tag auf Neufundland wollen wir zu Cape Spear, einem Alten Leuchtturm, der zugleich auf dem östlichsten Punkt Nordamerikas steht… von hier sind wir deutlich näher an Deutschland als an Vancouver.
Die 16 Kilometer dorthin trampen wir wieder… diesmal zuerst mit zwei Studenten, die uns dort auch gleich noch ihren Lieblingsplatz zeigen.
Dafür müssen ein kleines Stück die kahlen brauen Felsen in Richtung Wasser herunterklettern… von dort haben wir ein klasse Aussicht auf das tosende Wasser vor uns, neben und unter uns. Meterhohe, hellblaue Wellen zerschellen donnert direkt vor uns an den massiven Felsen. Da wird einem erst klar, welch eine Macht und Kraft Wasser eigentlich haben kann.
Zurück oben auf den Steilklippen bietet uns ein gigantischer Blick über die Küstenlinie und raus aufs offne Meer!

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Zurück am Parkplatz fragen wir ein paar Mal herum, ob uns jemand mitnimmt zurück in die Stadt… Schließlich nimmt uns eine etwas ältere Dame mit, aber sie möchte vorher noch in ein anderes Dorf. Egal, wir steigen ein und fahren mit! Ein absoluter Glücksgriff für uns! Erst fahren wir nach Pretty Habour einem kleinen süßen Fischerdorf direkt neben St. John’s, von dort fährt sie uns nach Quidi Vidi, das kleine Dörfchen wo unser neufundländisches Bier gebraut wird, das wir bereits bei unserem „Moosedinner“ probiert haben. Von dort fahren wir weiter auf den Signal Hill, um von dort den Sonnenuntergang zu beobachten. Aber das war noch nicht alles… Sie bringt uns nicht nur zum Hostel, nein sie möchte uns auch noch zum Flughafen fahren. Auf dem Weg dorthin fragt sie, ob wir Hunger haben… wir haben seit Stunden nichts Anständiges gegessen also sagen wir natürlich ja… kurz um werden wir zu einem ausgiebigen Fish and Chips essen eingeladen, mit Kuchen zum Nachtisch. Nachdem wir fertig waren, werden wir nicht etwa direkt zum Flughafen gefahren… Nein, sie fährt noch weitere zwei Stunden mit uns durch die Gegend und zeigt uns alle möglichen schönen Ecken rund um St. John’s.

Den Rest der Nacht verbringen wir auf dem Flughafen… Pünktlich um 5 Uhr morgens fliegen wir zurück nach Toronto.
Ok, ihr fragt euch vielleicht jetzt, warum schreibt der so viel?!
Ich bin total angetan von Neufundland und ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber das würde erstrecht niemand mehr lesen. Ich empfehle jedem (!) hierher zu fliegen!
Warum? Die Landschaft ist einfach atemberaubend und die „Newfies“ sind unglaublich nett.

Unser Ost – Trip ist vorbei…
Was steht jetzt an?
Im Moment sind wir auf dem Weg in den Westen, um dort Arbeit zu finden und ein wenig sesshaft zu werden… aber das könnt ihr demnächst nachlesen.

Gesamtreisekilometer: 17168

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Cabot Trail – Go East Teil 3

Endlich hab ich mal Zeit gefunden meinen Bericht über den Cabot Trail nachzuholen…

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Gesamte Reiseroute

 

Der Cabot Trail ist eine ca. 300 Kilometer lange Küstenstraße in Cape Breton Island, Nova Scotia und zählt zu einer der schönsten Panoramastraßen der Welt. Die Straße führt in einem Kreis durch einen großen Nationalpark. Es gibt überall verteilt etliche Wanderwege unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Aussichtspunkte.

 

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1762 Cabot Trail = Skyline Trail

 

Angekommen in unserem Hostel in bear on the lake sehen wir gleich ein paar bekannte Gesichter aus unserem Hostel auf P.E.I.. Sie sind so lieb uns nehmen uns die nächsten beiden Tage ihn ihrem Auto mit.

 

Am nächsten Tag wach ich auf, guck aus dem Fenster… alles was ich sehe ist grau in grau und die Regentropfen auf der Scheibe. Regenschauer und schlechte Sicht na prima!

Trotz schlechtem Wetter entscheiden wir uns dazu den Trail zu fahren. Die einzige und auch nicht ganz unwichtige Frage ist dann nur noch wie rum… gegen oder mit dem Uhrzeigersinn?

Jeder hier hat seine eigene Meinung welche Seite besser sei und wie rum man den Trail befahren soll. Wir entscheiden uns schließlich für gegen den Uhrzeigersinn.

 

Der Anfang des Trail ist geprägt von kleinen Hügeln mit bunt gefärbten Laubbäumen, kleinen steinigen Flussläufen mit glasklarem Wasser, kleinen Fischerdörfern und ständig erhascht man einen Blick aufs Meer. Durch das schlechte Wetter ist die Aussicht eher begrenzt und wir sehen nicht so viel, wie erhofft…

Nach einiger Zeit entscheiden wir uns dann doch dazu eine kleine Wanderung auf der ungefähr der Hälfte des Ostabschnittes zu machen. Ein schmaler Weg mit kleinen Anstiegen führt uns ca. 1,5 Stunden über Stock und Stein, immer entlang der Küste. Doch die Sicht ist durch das schlechte Wetter sehr beeinträchtigt.

Zurück im Auto beschließen wir eine andere Wanderung auszulassen und lieber weiter in den Norden zu fahren. Unser Ziel ist White Point, etwas abseits des Trails.

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Hier laufen wir auf eine felsige Landzunge, die grün überwachsen ist und schauen über eine Bucht auf das andere Ufer, große Hügel tauchen zwischen den nicht mehr so starken Regen auf der anderen Seite auf. Ein schöner Blick, trotz des schlechten Wetters.

Von dort fahren bis zum Wanderweg Benjis Lake, dort soll es gerade in der Abenddämmerung besonders viele Elche beobachten können. Auf dem Weg dort hin hört der Regen zum Glück auf.

Angekommen laufen wir auf einem 1,5 Kilometer langen Weg durch leicht sumpfiges, mit gelb – braunen Gräsern bedeckten Boden, bewachsen von Sträuchern und Bäumen, von denen einige abgestorben sind. Doch wir sehen keine Moose (englisch für Elche)… Schließlich erreichen wir das Ende des Wanderweges, den Benjis See. Wir haben unsere Hoffnung fast aufgegeben noch ein Elch zu sehen, doch auf der anderen Seeseite bewegt sich etwas… ein noch recht junger Elch steht dort im Wasser und guckt uns an. Sofort zücken wir alle unsere Kameras und machen Fotos… auf den meisten muss man suchen um etwas zu entdecken, aber egal, wir haben ein Moose gesehen! Glücklich treten wir den Weg zurück an… und plötzlich… noch ein Elch und noch einer, hier ist auch noch einer flüstert Finia. Ca. 50 Meter von uns grast eine Elch – Familie, sofort holen wir unsere Kameras wieder raus und machen Fotos… diesmal kann man die Elche schon erahnen. Nachdem jeder genug Fotos gemacht hat treten wir den Rückweg an, in Richtung Cabot Trail Hostel.

 

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Am nächsten Tag fahren wir zum touristischen Highlight des Cabot Trail, dem Skyline – Trail. Ein breiter Schotterweg führt vom Parkplatz durch ein Waldstück zu ein paar Aussichtsplattformen. Von diesen Plattformen bietet sich einem ein gigantischer Blick! Die bis ans Meer reichenden, dicht bewaldeten und langsam bunt gefärbten Berge auf der linken Seite, durch die sich der Cabot Trail weiter in Richtung Süden schlängelt und auf der rechten Seite der blaue, endlose Ozean. Hier fühl ich mich frei!

 

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Auf dem Rückweg zum Auto hören wir am Wegesrand ein komisches Geräusch, es klingt wie ein lautes Knacken, nein, eher wie zwei Steine die aufeinander schlagen… nach ein paar Sekunden kommen wir zu dem Entschluss, dass sind zwei Elch – Männchen, die mit ihren Geweihen aufeinander stoßen. Kurze Zeit später tauchen aus dem dichten Gestrüpp gleich vier Elche auf, sie sind vielleicht 20 Meter weit weg von uns und eine Elchkuh mit ihrem Jungen kommt immer näher auf uns zu… bis auf 10 Meter kommt sie ran, bis sie uns und die anderen Touristen bemerkt und schnell das weite sucht. Doch zu spät, wir haben alle schon unsere Fotos gemacht.

 

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Dann haben Finia und ich uns von den anderen Mitreisenden getrennt, denn wir bleiben noch eine weitere Nacht am Cabot Trail. Die Frage ist nur, wie kommen wir vom Skyline – Trail zurück zum Hostel? Viel einfacher als gedacht, die Hostelbetreiberin ist selber gerade mit einer Freundin auf dem Skyline – Trail wandern und nimmt uns einfach wieder mit zurück. Auf dem Rückweg steht auf ein mal ein Elch mitten vor uns auf der Straße.

 

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Den Abend lassen wir mit einem Spaziergang am Strand ausklingen und beobachten dabei den Sonnenuntergang. Keine Menschenseele weit und breit, nur ein paar große Felsen und das rauschende Meer – Ruhe.

 

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Der nächste Tag wird wieder zum Reisetag! Trampen vom Hostel am Cabot Trail zum bear on the lake Hostel ist angesagt, denn Busse oder Ähnliches gibt es nicht. Nach 7 verschiedenen Fahrern und 6 Stunden sind die 180 Kilometer zurück dann auch endlich geschafft. Trampen ist anstrengend und nicht einfach, aber macht total Spaß, da man in Kontakt mit anderen netten Menschen kommt und viele Sachen von Einheimischen erfährt…

 

Den letzten Tag am Cabot Trail verbringen wir mit Recherche… denn so einfach wie es hier vielleicht klingen mag ist es leider nicht. Es gehen Stunden drauf alles zu planen, sich zu informieren und zu buchen. Aber es macht Spaß! Am späten Abend nehmen wir schließlich den Bus nach North Sydney, denn von hier fährt unsere Nachtfähre nach Neufundland…

 

Der Cabot Trail ist so wie man sich Kanada vorher ausgemahlt hat, viele Bäume, Seen, Meer, wilde Tiere und endlose Natur… auch wenn es hier noch etwas zu touristisch ist. Aber gerade wenn man nur begrenzt Zeit hat und ein wenig vom „wahren Kanada“ erleben möchte würde ich den Cabot Trail auf jeden Fall empfehlen.

 

Ihr fragt euch vielleicht, was ich / wir jetzt machen… wir sind auf Neufundland und in Labrador und unterwegs. Aber mehr erfahrt ihr erst im nächsten Bericht…

 

Gesamtreisekilometer: 12111

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Go East Teil 2

Vor mir ist kaum Platz um den Laptop abzustellen, auch der Bildschirm wackelt ständig… Warum? Ich sitze wieder mal im Bus und der Vordermann hat die Rückenlehne nach hinten gemacht… Draußen ist es grau in grau, nur die bunten Herbstbäume bringen etwas Farbe in die leicht bergige Landschaft. Es ist also der perfekte Zeitpunkt um die letzten Tage revue passieren zu lassen.

 

Es ist wieder so einiges passiert!

 

Zunächst sind wir mit dem Bus bis nach Moncton gefahren, dort haben wir im Terminal erstmal Zähne geputzt und danach eingekauft. Dann haben wir uns wieder unsere schweren Rucksäcke aufgesetzt und sind zum nächsten Highway gelaufen. Unser Plan war es von Mocton zu den Hopewell Rocks zu trampen (ca. 40 km), da dort weder Busse noch andere Verkehrsmittel hinfahren. Kaum haben wir den Highway erreicht und unser Gepäck abgestellt, will sich zunächst keiner von uns beiden so richtig trauen den Daumen raus zu halten, denn ein bisschen merkwürdig ist das schon. Keiner von uns hatte es bis dahin gemacht und so brauchen wir ein paar Minuten bis wir uns dazu durchringen. Es dauert keine 5 Minuten bis eine Frau mittleren Alters anhält und uns mitnimmt. Stefanie wohnt ganz in der Nähe der Rocks und fährt uns sogar bis zu unserem Campingplatz, außerdem bietet sie uns an, dass sie uns auch später wieder mit zurück nach Moncton nehmen würde.

Auf dem Campingplatz bauen wir erstmal unser Zelt auf, mit klasse Aussicht auf die Bay of Fundy. Danach laufen wir zu den Rocks, die in einem Provincial Park liegen, zu unser Ernüchterung schließt der Park bereits um 5 Uhr nachmittags… also wieder 3 Kilometer zurück laufen.

 

Am nächsten Morgen dürfen wir endlich, endlich mal wieder ausschlafen (zumindest bis das Zelt von der Sonne so warm war, dass wir nicht mehr schlafen können). Dann machen wir uns wieder auf den bereits bekannten Fußmarsch zum Provincial Park, dieses Mal hat er offen! Auch wenn 9 Dollar Eintritt ganz schön happig sind, machen wir uns auf zu den Rocks. Die braunen, baumhohen Felsen stehen auf dem Meeresgrund und werden durch den höchsten Tidenhub der Erde geformt. Von oben betrachtet sehen die Felsen noch nicht so spannend aus, doch sobald man bei Ebbe zwischen ihnen hindurch spaziert erkennt man ihren Reiz.

 

Zu unserem Glück kommen wir gerade rechtzeitig und können noch ein paar Stunden die Lichtspiele und die ungewöhnlichen, aber schönen Formen bestaunen und fotografieren.

 

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Nach einer weiteren Nacht im Zelt geht es frühmorgens um 6 wieder mit Stefanie zurück nach Moncton und von dort mit dem Bus nach Prince Edward Island (P.E.I.), die kleinste Provinz Kanadas, genauer gesagt nach Charlottetown (35.000 Einwohner – größte Stadt der Insel). Unsere neue Unterbringung ist das kleinste Hostel in dem ich jemals war, gerade mal 20 Personen finden hier Platz.

 

Doch schon am nächsten Morgen verlassen wir das Hostel wieder und fahren mit gemieteten Fahrrädern einen Rundkurs auf der Insel.

 

Der erste Tag führt uns zur Küste im Norden, vorbei an Wäldern und Feldern. An der Küste angekommen machen wir die erste Pause auf einem verlassenen Strand, mitten in einem Nationalpark. Wer da an ein gemütliches Picknick im Sonnenschein denkt liegt nicht ganz falsch, doch nach einigen Minuten ist das mit der Gemütlichkeit schon wieder vorbei… denn nicht nur wir haben Hunger, sondern auch die Möwen! Somit wird aus dem gemütlichen Picknick schnell ein Kampf gegen eine besonders dreiste Möwe, die es auf unsere Nüsse abgesehen hat.

Nach der Mittagspause geht es weiter durch den Nationalpark, immer am Meer entlang. Überall zeichnen Sanddünen, Buchten und gelegentlich mal ein Leuchtturm das Bild. Abends erreichen wir nach ca. 75 Kilometern den Campingplatz in Cavendish, wo wir eine Nacht verbringen.

 

Der nächste Abschnitt unserer Fahrradtour ist zwar mit 65 Kilometern etwas kürzer, doch nicht gerade weniger anstrengend. Das Landschaftsbild hat sich geändert… wir sind zwar immer noch an der Küste, doch jetzt sind es keine Sanddünen und Strände mehr, sondern Hügel und Steilküsten. Unser Weg führt uns von Cavendish, durch kleine Fischerdörfer zum Cabot Provincial Park, der aber leider geschlossen ist. Von dort aus weiter bis New Annan, wo wir eine weitere Nacht auf dem Campingplatz verbringen.

 

Die letzten 70 Kilometer zurück nach Charlottetown führen über einen Radwanderweg, der quer durch die Insel verläuft. Landschaftlich ist er eher unspannend, aber wenigstens bequem zu fahren. Denn die Fahrräder die wir fahren sind nicht gerade die besten und so machen Knie sowie Poschmerzen das fahren nicht gerade angenehm. Zurück in Charlottetown bekommen dank einiger Buchungsprobleme einen private Room zum gleichen Preis wie ein Mehrbettzimmer. Endlich haben wir mal etwas Ruhe!

 

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Sonntag ist diese Woche Off – day… es steht mal kein Reisen oder Sightseeing auf dem Programm, sondern Planung und Buchung der weiteren Reise.

 

Heute ist Montag der 29. September und ich bin jetzt schon 50 Tage in Kanada… ich sitz im Bus, draußen ist es mittlerweile dunkel geworden und bin auf dem Weg von Charlottetown nach Whym… (wie auch immer eine), einem kleinen Ort in der Nähe von unserem Hostel, das wiederum irgendwo in der Nähe von Cabot Trail liegt. Dort bleiben wir eine Nacht und trampen dann auf dem Cabot Trail zu einem anderen Hostel im Norden des Trails. Von dort aus starten wir in den nächsten paar Tagen kleinere Trips um uns die wohl schönste Küsten- / Panoramastraße der Welt genauer anzugucken.

Gesamtreisekilometer: 10261

Kategorien: Go East, Hopewell Rocks & P.E.I. | Hinterlasse einen Kommentar

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