Cherry picking – moderne Sklavenarbeit

Cherry Picking in Neuseeland – moderne Sklavenarbeit

Kurz vor fünf klingelt der Wecker, draußen ist es noch dunkel… Es dauert ein wenig, bis ich mich aus meinem warmen Bett wage… Auf den Flur sind schon Stimmen zu hören… Wie jeden Morgen zieh ich meine dreckigen Klamotten wieder an, sie stinken, haben Flecken und Löcher… Egal, ich muss mich beeilen! Total müde schleppe ich mich in die Küche, schmiere mir zwei oder drei Sandwichs für den Tag. Kurz danach löffel ich wie in Trance mein Müsli… Irgendwie bin ich gar nicht anwesend, alles in meinem Körper weigert sich… aber es hilft nichts!
Kurz vor sechs holt mich der Kleinbus von meiner Unterkunft ab, zusammen mit ungefähr zehn anderen sitze ich schweigend im Bus, einige schlafen noch, andere schlingen schnell die Reste ihres Frühstücks runter. Kaum angekommen umwickle ich meine beiden Zeigefinger und Daumen mit Tape… ansonsten wird es so schmerzhaft wie letzte Woche… blutende Finger, Reizungen und Entzündungen.
Als erstes melde ich mich dann bei meiner Aufseherin, sie fragt mich in Englisch nur: „Nummer?“… Schnell antworte ich: „1102“… Nach knapp zwei Wochen kann sie immer noch nicht meine Nummer und schon gar nicht meinen Namen.
Bevor es richtig los geht mache ich noch eine paar Markierungen auf meiner Stickerrolle und hole meinen „Picking frame“. Ein kleines Metallquadrat mit Bändern dran, das ich mir dann umlege – es gleicht irgendwie ein wenig einem Pferdegeschirr.
Es ist punkt sechs Uhr, unser Boss ruft zum Appell! Im Halbkreis versammeln sich jetzt über 100 Leute aus unterschiedlichsten Ländern um ihn… Im gebrochenen Englisch sagt er uns die „Bucket rate“ (also das was wir für einen 5kg Eimer bekommen), jeden Tag wird es weniger und jeden Tag gibt es neue zusätzliche Regeln… Ab sofort müssen wir alle Kirschen separieren, es dürfen keinerlei Paare mehr in unserem Eimer sein – Klasse, das raubt wieder mehr Zeit! Als nächstes ließt er noch ein paar Nummern vor, die noch da bleiben müssen… jedes Mal hofft man, dass die eigene Nummer nicht aufgerufen wird – bis jetzt hatte ich Glück, denn meistens bekommen diejenigen eine Verwarnung oder werden gefeuert. Dann verlässt der aus Indien stammende Mitvierziger die Bühne… Schnell greif ich mir eine der sieben – stufigen Leitern, diesmal hab ich Glück und habe eine der leichten Aluminiumleitern und nicht eine der schweren aus Eisen. Im Gänsemarsch mit der Leiter auf der Schulter laufen wir unseren Aufsehern hinterher zu unseren Bäumen. Jeder von uns bekommt einen Baum zugeteilt… Mittlerweile haben wir es mindestens fünf nach sechs, aber ich habe noch keinen Cent verdient – Bezahlt wird nämlich pro Eimer und nicht pro Stunde! Kaum hab ich einen der gelben, quadratischen Eimer in meinen „picking frame“ gesteckt, fange ich an zu pflücken. Langsam füllt er sich, es dürfen nur die heilen, dunklen Kirschen in den Eimer und zu klein dürfen sie auch nicht sein… Nach vielleicht 15 oder 20 Minuten habe ich meinen ersten Eimer fertig! So schnell es geht laufe ich zu einem der Aufseher… der sagt nur: „Sticker?“ Oh mist, wieder vergessen… In aller Eile kram ich meine Stickerrolle aus meiner Hosentasche, ziehe einen der Sticker ab und klebe sie auf meinen Eimer. Der Aufseher holt sein Scanner raus und scannt meinen Sticker, erst jetzt zählt er! Jeder weiß jetzt, dass ich den gemacht habe, denn auf meinem Sticker steht mein Name, meine Nummer und zusätzlich ist auch noch ein Barcode drauf um ihn zu scannen.
Irgendwann hab ich dann endlich den unteren Teil meines Baumes fertig, jetzt muss ich rauf auf die Leiter… ab jetzt dauert alles länger! Nach und nach bring ich immer wieder mal einen Eimer zum Scannen, aber wirklich voran geht es leider nicht…
Die ersten Eimer werden jetzt von einem Auto abgeholt und werden zu Packhaus gefahren, dort werden sie aber nicht nur verpackt, sondern auch noch mal kontrolliert und gescannt. Hoffentlich geht alles gut! Fällt nämlich ein Sticker auf dem Weg zu Packhaus ab, werde ich dafür nicht bezahlt… oder wenn sie etwas an meinem gepflückten Eimer etwas zu bemängelt haben, bekomme ich eine Verwahrung und werde für den Eimer nicht bezahlt.
Plötzlich ruft einer der Aufseher total unfreundlich von unten: „Ey, pass mal auf das du nicht so viele Blätter abreist!“ Ab jetzt muss ich ganz genau aufpassen, sonst gibt es nämlich richtig Ärger!
Zum Glück bin ich so gut wie fertig mit meinem Baum… Als ich dann endlich denke, mit dem Baum fertig zu sein, laufe ich zu einem der Aufseher, denn der muss ihn erstmal checken, ob er wirklich fertig ist… Drei Runden läuft er um den Baum, die Zeit läuft unaufhaltsam weiter, irgendwann kommt er dann zu der Entscheidung, dass ich ganz oben in der Spitze noch einen Ast vergessen habe… Es hilft nichts, wieder muss ich die Leiter neu platzieren und hinauf klettern. Immer wieder bleibe ich an Ästen hängen und zerkratze dabei meine Arme. Oben angekommen, angele ich mit einer Hand nach den Kirschen und mit der anderen halte ich mich irgendwie am Baum fest. Es ist zum Glück noch windstill, aber gegen Mittag wird sich das dann ändern! Dann muss ich aufpassen, das ich nicht die Leiter runterfalle… es wäre nicht das erste Mal, dass mir das passiert! Gerade erst vor ein paar Tagen, haben wir am Hang gearbeitet und als ich auf der zweitletzten Stufe stand, ist meine Leiter auf Grund der Schräge leider seitlich umgefallen. Mir ist nichts passiert, nur ein paar Kirschen sind verloren gegangen… alles was auf dem Boden liegt dürfen wir nämlich nicht mehr aufheben. Andere hatten da weniger Glück… mehrmals pro Woche fällt einer von der Leiter und besonders Pech hatte ein Mädchen aus Kroatien, sie viel von der aller letzten Stufe direkt in den Baum und landete am Ende mit dem Rücken zu erst auf dem Boden!
Als ich endlich auch den letzten Ast fertig habe, darf ich weiter. Ich greife mir also meine Leiter und renne die Reihe runter, bis ich dort schließlich einen neuen Baum zugewiesen bekomme. Dann beginnt das gleiche Spiel von vorne…
Die Aufseher patrouillieren immer wieder um uns her rum, hin und wieder werde ich sehr unfreundlich daraufhingewiesen meinen Eimer vorzuzeigen, ganz penibel wird dann geguckt, ob auch alles stimmt mit meinen Kirschen, also ob ich die Farben und Größen einhalte, so wie alle mit irgendwelchen Stellen aussortiert habe. Aber jedes Mal wird etwas gefunden, auch wenn es nur eine einzige Kirsche ist, sofort wird gleich ein rissen großes Fass aufgemacht… aber naja, ich verliere nur wieder Zeit.
So geht es dann eine gewisse Zeit, bis plötzlich meine Aufseherin, die vorher die Bäume verteilt hat, so laut sie kann „Pause“ schreit. Sofort müssen wir alles stehen und liegen lassen und uns aus unser Reihe begeben und wehe einer pflückt nur zwei Sekunden weiter, sofort wird er anpflaumt, dass er doch gefälligst aufhören solle zu arbeiten.
In der Pause sitz ich dann da und zähle meine Sticker… acht fehlen, also hab ich schon 8 Eimer fertig… dann wir gerechnet… heute gibt es 5 Dollar pro Eimer also hab ich schon 40 Dollar gemacht heute. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, aber das es schon 8:30 Uhr ist und die 15 Minuten Pause zieht mir auch wieder Geld… Die ist nämlich gesetzlich bezahlt, aber in unserem Fall ist sie schon in die „bucket rate“ eingerechnet – Natürlich… 40:2,75 = 14,55… Na toll, es reicht noch nicht mal für Mindestlohn, denn der gesetzliche Mindestlohn in Neuseeland liegt bei 14,75 Dollar (ca. 8,85 Euro) pro Stunde. Dann muss ich mich gleich ranhalten, um den zu schaffen! Falls ich es am Ende des Tages nicht schaffen sollte bekomme ich eine Verwarnung, zunächst eine mündlich und bei wieder auftreten eine schriftlich… falls man sich dann noch irgendeinen Fehler erlaubt, sei es nur das zu viele Blätter auf dem Boden liegen, fliegt man. Der Arbeitgeber muss nämlich den Mindestlohn zahlen und muss deshalb dein Gehalt aufstocken, bzw. sie müssen die Differenz bezahlen, die du nicht gepflückt hast und das kostet denen Geld… Sprich wenn du zu langsam bist, dann fliegst du!
Nach der Pause stehen wir so schnell es geht, wieder an unserem Baum, um keine Zeit zu verlieren. Ich pflücke so vor mich hin und gucke zu, wie im Block neben mir gespritzt wird, wie kleine Regentropfen legen sich die Pestizide auf die Haut und kratzen ziemlich in meinem Hals.
Irgendwann sind wir dann fertig mit unserem Block und müssen zu einem neuen wechseln, dafür tragen wir fast eine Viertelstunde unsere Leiter auf der Schulter… das ist nicht nur anstrengend, sondern es tut auch manchmal ganz schon weh. Bezahlt wird es meistens nicht! Im neuen Block geht es dann wie gewohnt weiter…
Irgendwann fängt einer an zu singen, einige stimmen mit ein… ein wenig gute Laune kommt auf, aber sie wehrt nicht lange, denn unser Boss taucht auf. Er geht zu den Aufsehern, sie tuscheln und lesen irgendwas vom Scanner ab. Schließlich schreit der Boss eine Nummer, irgendwo antwortet jemand verhalten mit „ja?!“. Zielstrebig läuft er zu der Person hin und sagt, dass sie gefeuert sei… es war die vierte Person heute! Bis jetzt ist noch kein Tag vergangen, an dem Niemand geflogen ist. Nach dem man gefeuert wurde, muss man aber noch zwei Stunden weiter arbeiten, dass ist nämlich unsere Kündigungsfrist… Falls man früher geht, muss man dafür Schadensersatz bezahlen!
Danach geht es weiter wie üblich, ich pflücke so schnell ich kann, schleppe Eimer für Eimer zu den Aufsehern… Ansonsten ist es still, niemand redet… also lausche ich den Gesprächen der Aufseher, vielleicht bekomme ich ja raus, wann wir frei haben (wir haben keine Ahnung, wann wir frei haben, es gibt quasi kein Wochenende)… aber wieder nichts, sie lästern nur wieder über einen, der nicht so gut Englisch kann und danach lachen sie über einen, der gestern von der Leiter gefallen ist.
Wie aus dem nichts schreit kommt dann wieder übliche Pausenschrei! Dann beginnt die Rechnerei erneut, bei mir sieht es jetzt besser aus, aber ein paar neben mir, haben sich schon fast aufgegeben.
Kurz nach der Pause sind die zwei Stunden Kündigungsfrist abgelaufen und einer der Kleinbusse fährt vor, die vier entlassenen Personen werden abtransportiert. Sie haben jetzt nicht nur ihren Job verloren, sondern auch ihre Unterkunft, denn die läuft auch über die Arbeit… Sie müssen sich also gleich ans Sachen packen machen.
Für mich geht es weiter, immer wieder werden Leute bloß gestellt und angeschrien… Dadurch, dass ich mittlerweile recht sicher im Englischen bin, reden sie mit mir immerhin nicht in Babysprache, so wie mit vielen anderen.
Irgendwann ist es dann 12:30 zeit für die Mittagspause!
Wirklich Ruhe haben wir nur leider auch hier nicht! In dem Block neben uns knallt es die ganze Zeit… sie schießen wieder Vögel ab. Ja, richtig, sie schießen Vögel ab, nur um mehr Profit zu machen! Wie alles in dieser Company dreht es sich nur um Profit, auf kosten aller anderer.
Nach der Pause wartet eine böse Überraschung auf uns, wir müssen wieder zurück in den alten Blog zurück, wo wir erst gestern waren… Zu viele Leute haben ihre Bäume nicht richtig abgepflückt – wahrscheinlich haben sie keinem Aufseher bescheid gesagt, zum kontrollieren. Das heißt, wir müssen jetzt wieder durch denselben Block, für denselben Preis pro Eimer – es gibt nur eben weniger Kirschen. Noch dazu kommt, dass wir jetzt jeden unserer Bäume mit einem unserer Sticker versehen müssen, tut man es nicht, bekommt man sofort eine Warnung. Doch selbst wenn man es tut, ist man nicht auf der sicheren Seite, denn unser Manager läuft hinter unserer Gruppe hinter her und checkt jeden Baum und wehe etwas passt ihm nicht!
Nach ungefähr 7,5 Stunden schreit plötzlich irgendjemand „last bucket“, ab jetzt dürfen wir nur noch unseren Eimer fertig machen, den wir gerade haben. Klasse, meiner war so gut wie voll! Ein paar andere hatten noch mehr Pech, sie sind gerade auf einen der Aufseher zu gerannt, als „last bucket“ geschrien wurde, aber auch sie dürfen keinen neuen mehr Anfangen, auch wenn sie es noch locker geschafft hätten, einen weiteren zu füllen.

Um drei Uhr sind wir dann endlich wieder in unserer Unterkunft, viel Zeit zum Ausruhen bleibt uns nicht, wir müssen leider noch einkaufen.
Mit ein paar Freunden stehen wir dann im Supermarkt und überlegen nicht nur, was wir kaufen, sondern auch für wie lange! Niemand weiß nämlich wie lange er oder sie noch da ist! Jeder Tag könnte der letzte Arbeitstag sein und dadurch, dass man auch gleich seine Unterkunft verliert, weiß man nicht, ob man noch einen Kühlschrank oder eine Küche hat für die nächsten Tage.
In der Regel kaufen wir trotzdem für ungefähr drei bis vier Tage ein, aber immer mindestens ein Gericht ist Nudeln, die könnte man zu Not länger aufheben und auf dem Gaskocher kochen.

Falls wir mal nicht einkaufen müssen, dann schlafen wir erstmal für ein paar Stunden nach der Arbeit!

Nach dem Abendessen sitzen wir dann mit unseren Freunden zusammen, spielen Karten oder quatschen einfach nur ein wenig.
Mit der Zeit haben immer mehr Leute angefangen Alkohol zu trinken, jeden Tag wird es mehr… erst war es nur ein oder zwei Bier pro Abend, mittlerweile sind es eher so sechs oder sieben. Ich glaube, somit versuchen sie den ganzen Stress zu verkraften!
Lang wird der Abend auch heute nicht, um neun Uhr ist schon wieder Zeit ins Bett zu gehen.
Wann wir frei haben wissen wir im übrigens auch nicht, mal arbeiten wir nur fünf Tage, aber manchmal auch elf am Stück… wann wir tatsächlich frei haben, erfahren wir am Tag vorher.

Am nächsten Morgen klingelt wieder der Wecker um kurz vor fünf, draußen regnet es etwas… trotzdem setze ich mich hin und löffel wieder wie in Trance mein Müsli. Kurz bevor ich wieder zum Van muss, bekomme ich eine SMS, unser Manager! Er schreibt, dass wir heute später anfangen, auf Grund des Wetters. Also lege ich mich wieder hin… nach ca. 30 Minuten bekomme ich wieder eine SMS, Arbeitsbeginn ist in 45 Minuten. Klasse, wieder aufstehen und anziehen… immerhin ging es diesmal schnell, manchmal kommt die SMS, wann wir anfangen auch erst nach ein paar Stunden. In dieser Zeit kann man nichts machen, denn muss abrufbereit sein, um innerhalb der nächsten halben Stunde anfangen zu können.
Noch schlimmer ist es jedoch, wenn es während der Arbeitszeit anfängt zu regnen, dann werden wir nämlich wieder zurück in die Unterkunft gefahren und müssen da solange ausharren, bis es wieder aufhört zu regnen und wir die SMS bekommen, dass wir wieder zur Arbeit kommen sollen. Mit anderen Worten, der ganze Tag ist dann ruiniert und obwohl wir in der Wartezeit nahe zu nichts machen können, ist sie natürlich unbezahlt.

Mittlerweile sind wir schon sieben Wochen hier! Viele sind gegangen und viele Neue sind gekommen, aber es hat sich tatsächlich ein ganz klein bisschen was verändert!
Nachdem die Preise pro Eimer so tief gefallen sind, dass es fast nicht mal mehr möglich war den Mindestlohn zu erreichen, sind wir auf die Barrikaden gegangen! Erst haben wir es über Gespräche mit unserem Manager versucht, aber der ist bloß ein Strohmann vom Besitzer. Also haben wir einen Brief an den Besitzer geschrieben, den dann jeder, wirklich jeder, unterschrieben hat. Im Hintergrund haben wir schon über „Facebook“ einen eventuellen Streik organisiert… doch dazu ist es schließlich doch nicht gekommen.
Nachdem Gespräch mit dem sehr unfreundlichen, eingebildeten und profitgeilen Besitzer (wie gut das er kein Deutsch spricht und das hier auch sehr wahrscheinlich nicht lesen wird) wurde der Preis pro Eimer etwas besser und mittlerweile hatten wir auch die Aufseher auf unserer Seite, sie reden jetzt normal mit uns und stehen voll hinter uns. Einer der Aufseher arbeitet schon seit fast sieben Jahren in der Orchard (dt. Fruchtplantage) und hat auf Grund der immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen für die Pflücker gekündigt, ihm passt einfach nicht mehr, was hier veranstaltet wird – Er sagt, dass er nicht mehr Teil dieses Systems sein möchte.

Nur in der „Chefetage“ läuft immer noch der gleiche Mist ab! Bis heute werden fast jeden Tag Leute gefeuert und um Geld zu sparen gibt es jetzt eine neue Masche! Es werden regelmäßig einfach Eimer „vergessen“… sprich ich habe eigentlich 30 Eimer gepflückt, aber bezahlt werde ich nur für 28. Mir viel das schnell auf und sofort habe ich mich beschwert, ohne Erfolg, denn ich kann nicht beweisen, dass ich die Eimer tatsächlich gepflückt habe. Irgendwann hatte ich dann alleine in einer Woche acht Eimer (44 Dollar) die mir fehlen, aber auch nach langem hin und her gab es keine wieder. Also habe ich jetzt angefangen jeden Tag die Uhrzeiten aufzuschreiben, wenn ich einen Eimer abgegeben habe und habe nach der Arbeit meinem Manager geschrieben, wie viele Eimer ich gepflückt habe. Seit dem fehlen deutlich weniger Eimer, dafür bei anderen aber noch mehr!
Irgendwann habe ich es sogar geschafft, dass ich ein paar Eimer wieder bekommen habe… aber die Freude währte nicht besonders lange! Ein paar Tage später wird morgens meine Nummer aufgerufen und mir wurden auf Grund schlechter Qualität vier Eimer wieder abgezogen! Was ich falsch gemacht habe konnte mir niemand sagen, auch prüfen kann man nichts, denn die Eimer sind schon lange nicht mehr da… sie wurden schon am Vortag aussortiert, verpackt und verschickt.
Auch um eine Warnung bin ich nicht herum gekommen, aber das war ein anderer Tag… ich hatte in einem Eimer fünf Kirschen ohne Stiel… genau fünf von vielleicht drei oder vierhundert!

Doch sobald die Hauptsaison vorbei war vielen die Preise auch wieder, denn jetzt brauchen sie nicht mehr so viele Arbeiter! Durch den Regen sind viele Kirschen kaputt, aber trotzdem müssen wir zu unglaublich niedrigen Preisen noch mal durch die Reihen, um die letzten heilen Kirschen zu finden! Der Druck nimmt zudem auch immer mehr zu, jeden Tag werden bestimmt 10 – 20 Leute aufgerufen, denen Eimer abgezogen bekommen, die Verwarnungen erhalten oder gefeuert werden. Vor versammelter Mannschaft wir an diesen Personen ein Exempel statuiert, um die anderen noch mehr einzuschüchtern. Jeden Morgen wieder hoffe ich, dass meine Nummer nicht dabei ist…

Die Saison ist eigentlich so gut wie vorbei, wir müssen jetzt nur noch den letzten Mist irgendwie, irgendwo, zu niedrigen Preisen finden… es ist fast unmöglich den Mindestlohn zu erreichen und dadurch, dass man sich so unglaublich beeilen muss, passieren Fehler! Aber warum das Ganze?! Ganz einfach, damit wir gefeuert werden können und sie uns somit nicht unseren „Seasonbonus“ zahlen müssen!
Auch wann die Saison vorbei ist erfahren wir nicht… das wir uns am Tag vorher verraten!

Ach ja auch das alljährliche Mitarbeitergrillen fällt dieses Jahr aus, denn dem Besitzer gefallen die Pflücker dieses Jahr nicht!

Egal, ein paar Tage nur noch… denke ich mal… und dann ist es endlich vorbei! Ob ich meinen Bonus tatsächlich erhalte bezweifele ich noch, aber wir werden sehen…
Danach brechen wir dann auf und bereisen ein wenig Neuseeland und den Rest der Welt – endlich!!!

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