Nasca
Von Arequipa aus geht es weiter, durch karge, fast wüstenähnliche Landschaften, nach Nazca. Die mit Abstand größte Attraktion des Ortes sind die weltberühmten Nazca Linien. Wie ihr kennt sie noch nicht? Sie sind immerhin UNSCO Weltkulturerbe! Die Linien wurden zwischen 800 und 600 v. Chr,
durch Abtragen der obersten Bodenschicht in die Wüste eingezeichnet. Bis zu 20 Kilometer lange
Linien ergeben viele verschiedene Bilder, so lassen sich aus der Luft unter anderem Menschen, Tiere und Pflanzen erkennen.
Wissenschaftlich korrekt handelt es sich bei den Scharrbilder um sogenannte Geoglyphen. Höchstwahrscheinlich dienten diese Bilder für Fruchtbarkeitsrituale der Urbevölkerung.
Na klar, dass auch wir uns so etwas nicht entgehen lassen! Leider ist uns ein Flug über die Linien dann doch zu teuer… also entscheiden wir uns dazu, zwei der Bilder von einem Aussichtsturm aus anzugucken. Ein Reinfall! Der Metallturm steht einsam an der Panamera, die hier mitten durch die historischen Bilder führt. Auch aus 20 Metern Höhe sind die Bilder kaum zu erkennen und absolut nicht spannend, auch Informationsmaterial gibt es vor Ort nicht. Auf dem Hinweg hatten wir den lokalen Bus genommen, ohne Fahrpläne, keine Ahnung wann der nächste kommt… auf dem Rückweg entscheiden wir uns deshalb, ein weiteres Tabu zu berechen: Wir trampen zurück nach Nasca! Ironischerweise sind es zwei Tourismusbeauftragte der Regierung, die uns in ihrem Auto mitnehmen. Als wir in Nasca ankommen, lädt uns einer von ihnen sogar in sein Büro ein, versorgt uns mit Infos und zeigt uns später noch sein Lieblingsrestaurant.
Ica
Am nächsten Tag geht es dann auch schon weiter nach Ica! Statt in den hochmodernen Touribussen fahren wir diesmal gemeinsam mit den Locals.
Dieser hält einfach bei Bedarf. Man kann sich an einem beliebigen Ort auf der Strecke absetzen lassen und den Bus dementsprechend auch mitten am Highway heranwinken.
Unser Hostel in Ica verdient diesen Namen eigentlich (noch) nicht. Zwei Brüder bauen in ihrem Haus nach und nach eine Herberge, leider ist bis jetzt nur ein Stockwerk halbfertig. Unser „Zimmer“ besitzt keine Tür und schließt sich direkt an das Treppenhaus und die Rezeption an. Letztere besteht lediglich aus einem Plastikgartentisch und zwei Stühlen, gleiches gilt für das im Internet angekündigte Traveldesk. Mehr gibt es nicht. Für zwei Schlafsaalbetten in dieser Baustelle zahlen wir dann auch noch doppelt so viel wie in Nazca für beide zusammen, in einem Doppelzimmer wohlgemerkt. Es ist leider so, Touris werden übers Ohr gehauen. Das merken wir auch am Abend, als wir uns am Plaza de Armas nach einer Tour in das Naturreservat Paracas umsehen. Die Preise der Anbieter für eine Bootstour zu den Ballestas Islands und eine Bustour durch das Reservat beginnen bei 80 Soles und sind nach oben hin offen. Mittlerweile haben wir schon etwas Erfahrung beim Handeln, selbst auf Spanisch. Gerade die unzähligen Touranbieter, die penetrant um jeden Kunden werben, lassen sich bestens gegeneinander ausspielen. Am Ende buchen wir den Ausflug für 55 Soles!
Ein höherer Preis heißt absolut nicht, dass eine Tour hochwertiger ist. Am Ende sitzen alle Touristen wieder im gleichen Boot zu den Ballestas, egal wo sie gebucht haben.
Huacachina
Zunächst geht es aber erstmal nach Huacachina! Gerade mal 10 Minuten von Ica liegt mitten zwischen großen Sanddünen eine kleine Oase. Idylle pur?! Jein. Bei den Häusern, die sich um das kostbare Wasser drängen, handelt es sich fast ausschließlich um Hotels und Touranbieter. Auf den Straßen und vor allem am Rand der Siedlung liegt der Müll, in dem Straßenhunde nach Essbarem wühlen. Vom Wind wird der Abfall hinaus in die Wüste getragen. Trotzdem hat der Ort etwas Magisches an sich. Es ist faszinierend, wie zwischen staubtrockenen Sandtürmen ein kleiner, umgrünter Teich existieren kann. Mindestens genauso beeindruckend sind die unzähligen Formen, die die Sanddünen annehmen können.
Um die Wüste hautnah zu erleben, machen wir eine Buggy – Tour. Diese vierrädrigen Ungetüme heizen wie nichts Gutes über den Wüstensand und vermitteln einem das Gefühl in einer Achterbahn zu sitzen, wenn sie über eine Kuppe schießen. Es macht ein Heidenspaß, ist aber leider viel zu schnell vorbei. Zwischendurch bekommen wir die Chance, Sandboarding auszuprobieren. Bäuchlings auf einer Art Board (Holzbrett) liegend rodeln wir mit ordentlichem Tempo die Sanddünen runter. Später versuchen wir, es den Profis gleich zu tun und auf dem Brett stehend über den Sand zu surfen, ohne wirklich großen Erfolg.
Die Buggy – Tour endet auf einem Hügel mit dem Sonnenuntergang über der Wüste.
Auch am nächsten Abend wollen wir uns den Anblick der letzten Sonnenstrahlen auf dem Wüstensand nicht entgehen lassen. Wir klettern auf eine der größten Dünen und genießen das Licht und die unwirkliche Landschaft, bis die Sonne schließlich versunken ist. Dann rennen, springen, fliegen wir nur so die Düne hinunter, begleitet vom einem Straßenhund, der ausgelassen neben uns herfegt. Der Sand federt herrlich und es macht unglaublich Spaß!
Paracas
Viel zu früh startet am nächsten Morgen unsere Paracas – Tour! Schon um sechs Uhr morgens macht unser Fahrer vor der Tür Radau. Schlaftrunken klettern wir in den klapprigen Minibus, los geht die Fahrt. Nach ungefähr einer Stunde erreichen wir die kleine Küstenstadt Paracas.
Als erstes steht eine Bootstour zu den Ballestas Islands auf dem Programm. Ballestas bedeutet so viel wie Bogen, die Namensgebung der Insel versteht man leicht, wenn man vor Ort ist. An unzähligen Stellen wurde die Insel unterspült, wodurch sich Löcher, Ausbuchtungen und eine Vielzahl von gewaltigen Felsentoren bildeten. Einige von ihnen sind sogar mit dem Boot befahrbar. Schützenswert als Teil des nationalen Reservats sind die Inseln jedoch aufgrund der Vielzahl von Tieren, die sie bevölkern. Mähnenrobben räkeln sich auf den Steinvorsprüngen, kleine Humboldt-Pinguine tapsen vorbei, die Luft und die Felsen sind erfüllt von Seevögeln. Jeder Zentimeter der riesigen Steinkolosse scheint vergeben, überall sitzen dicht an dicht gedrängt Seevögel und verleihen den Felsen eine schwarze Farbe. Unter den Vogelleibern wächst und wächst die Guanoschicht. Der Vogelkot ist ein hervorragender Biodünger und wird regelmäßig „geerntet“ und von Peru exportiert. Etwa alle fünf Jahre, so unser Guide, werde die dann über 45cm dicke Guanoschicht abgetragen und verschifft.
Auf dem Rückweg von den Inseln passieren wir den berühmten „Candelabro“, den Kerzenleuchter. An einer großen Düne direkt an der Küste wurde vor Ewigkeiten eine Figur in den Sand gescharrt. Wer, wann und warum das Bild schuf, ist unbekannt. Auch streitet man sich, ob es tatsächlich einen Kerzenleuchter oder vielleicht doch einen Kaktus darstellen soll. Weil es an dieser Düne NIE regnet und der Wind aufgrund des Winkels ohne das Bild zu berühren über die Düne hinwegstreicht, ist der Candelabro bis heute erhalten und gut sichtbar. Nach einer kurzen Pause in Paracas, während der wir Pelikane füttern, geht es weiter mit dem Program. Auf dem Plan steht eine Tour durch das Reservat Paracas, das sowohl die Küstengewässer, die Islas Ballestas als auch den mit Fossilen archäologisch wertvollen Küstenstreifen um Paracas schützt.
Unser ursprünglicher Fahrer übergibt uns samt Gepäck an einen Kollegen, dieser wiederum vertraut uns einem anderen Guide an. Von diesem Zeitpunkt an geht es bergab. Wir beginnen mit einem Denkmal, gefolgt wird dieses von einem Museumsbesuch auf Kindergartenniveau. Die Flamingos, die man bestaunen soll, sind in der Ferne kaum zu erkennen. Das einsame Highlight stellen die Strände des Reservates dar, an denen wir leider nur zum Gucken stoppen. Zu gerne hätten wir einen Spaziergang entlang den Klippen des Teufelsstrandes oder auf dem roten Sand des Playa Roja gemacht.
Doch leider drängt unser Guide uns immer weiter zur finalen (Touri-)Abzocke. Der letzte Programmpunkt besteht aus einem einstündigen Stopp in einem Restaurant (obwohl das Mittagessen nicht inklusive ist). Hier bekommen wir einen Fingerhut großen Pisco Sour zur Begrüßung gereicht, wie nett. Als nächstes kommt auch schon das überteuerte Menü mit der kaum subtilen Nötigung, gefälligst etwas zu bestellen. Weil wir nicht für 40 Soles aufwärts pro Person Mittag essen wollen, legen wir die Karte gleich wieder zu Seite. Nach zwei Verhandlungsrunden mit der Kellnerin bekommen wir tatsächlich ein 2-Gänge-Menü für gerade mal 15 Soles. Leider bleibt es nicht bei einer Stunde Aufenthalt: Das Hin und Her mit den Guides hat zur Folge, dass wir erst eineinhalb Stunden später als versprochen an der Panamera abgesetzt werden. Zwar kommt der nächste lokale Bus quasi sofort, trotzdem sind wir nicht rechtzeitig in Lima, um den Fernbus nach Trujillo zu erwischen. Ein paar weitere Komplikationen bringen uns dazu, uns für einige ruhige Tage in Lima zu entscheiden, statt auf den letzten Drücker in den Norden Perus zu fahren. Ein kulinarisches Fest bringt Gerichte aus dem ganzen Land nach Lima und so beginnen wir unseren Artikel über peruanisches Essen.
Ein paar Worte zum Schluss
Unsere Zeit in Peru ist viel zu schnell verflogen!
Am Anfang unserer Reise wussten wir kaum, was uns erwarten würde. Vor allem die vielen Geschichten über Taschendiebstähle und Raubüberfälle in Taxis haben uns unsere Sicherheit hinterfragen lassen. Während der ersten Tage haben wir uns stetig dabei ertappt, wie wir uns an Ampeln nervös umdrehten, um sicherzugehen, das noch alle Reißverschlüsse an unseren Rucksäcken geschlossen waren und niemand versuchte, etwas daraus zu klauen. Zum Glück konnten wir dieses anfängliche Misstrauen auf ein gesundes Maß reduzieren, sodass wir am Ende unseres Aufenthalts unbeschwert, wenn auch nicht unvorsichtig durch die Straßen ziehen konnten. So wohl wir uns fühlten, ein wenig außen vor ist man als weißer Tourist immer noch. Ausländer scheinen in Peru noch keine alltägliche Erscheinung zu sein, demnach wurden wir oftmals angestarrt, vor allem von kleinen Kindern. Dennoch sind Touristen natürlich schon als lohnende Einnahmequelle identifiziert worden, Da wird auch gerne mal der doppelte oder dreifache Preis verlangt. In vielen Restaurants gibt es ein normales und ein teures Tourimenü, auch ansonsten hat man des Öfteren das Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden, gerade wenn man nur ein wenig Spanisch spricht.
Gerade als Tourist wird man ständig an der Straße angesprochen und als Kunde umworben, sei es von Touranbietern, Taxifahrern oder Restaurants. Ähnliches passiert auch unter den Einheimischen, jeder sorgt lautstark und penetrant dafür, dass er mit seinen Waren oder Dienstleistungen wahrgenommen wird. Peruaner haben beeindruckende Marktschreierstimmen! Es scheint allgemein noch mehr ums Überleben zu gehen als im satten Europa, daher sind die Menschen was ihr Geschäft angeht oft aufdringlich und bestimmt, im Grunde sind sie jedoch sehr herzlich.
Es ist klar, dass Peru noch nicht auf der gleichen Entwicklungsstufe wie Deutschland steht. Wir haben viel Armut gesehen und waren noch nicht einmal in den wirklich ländlichen Regionen. Vieles, worüber wir uns Zuhause gar keine Gedanken machen, ist hier noch keine Selbstverständlichkeit. Nicht jeder Haushalt hier hat fließendes Wasser, schon längst nicht warmes und daran, es zu trinken, braucht man gar nicht erst denken. Trotz der vielen Probleme und „Baustellen“ weht ein Wind des Wandels durch das Land. Die Probleme werden erkannt und es wird begonnen, sie zu lösen. So ist die erste Metrolinie der 8,5-Millionen-Stadt Lima fast fertiggestellt. Die Menschen wirken sehr politisch und gerade die junge Generation ist voller Tatendrang, Peru zu verändern und groß zu machen. Der Wille zur Veränderung ist da!
Besonders gut hat uns gefallen, wie sehr die Menschen ihr Land lieben. Sie sind trotz aller Gegebenheiten begeistert von Peru und freuen sich unglaublich, wenn man sich für ihr Leben und ihre Kultur interessiert. Abschließend können wir sagen, dass sie uns mit ihrer Begeisterung für ihr Land angesteckt haben und dass wir auf jeden Fall wiederkommen werden!
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