Teil 5: Vancover (Island) und Rockies

Teil 5: Vancouver (Island) und die Rockies

Nach über einer Woche warten haben wir endlich unseren Reifen bekommen!

Also wieder ab ins Auto und los!

Viel passiert jedoch die ersten beiden Tage nicht… die schöne Landschaft hat sich nach und nach verabschiedet und wir fahren durch flache Farmlandschaft.

Am dritten Tag erreichen wir den Trans Canada Highway (TCH), ab hier beginnt nun die Zivilisation. Jede Stunde, die wir fahren, kommen neue Häuser hinzu… immer mehr werden es und auch der Verkehr nimmt enorm zu. Wir passieren Orte wie Smithers, Williams Lake und Prince George… doch viel berichten gibt es hier nicht. Die Orte sind weder schön, noch spannend…

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was für eine Landschaft…

Erst als wir irgendwann den TCH verlassen wird es wieder etwas aufregender!

Wir fahren auf einer schmalen, einspurigen Straßen… es geht auf und ab… plötzlich erstreckt sich vor uns ein gewaltiger Canyon! Unten fließt ein reißender Fluss, der eine riesige Schneise durch die Bergwelt gezogen hat. Nur eins ist komisch, es sieht nicht so aus wie sonst in Kanada… es gibt so gut wie keine Bäume! Überall sind nur kleine Büsche… aber vor allem ist überall goldgelbes Gras! So etwas hatte ich einfach gar nicht mit Kanada assoziieret.

Nach einem Fotostopp geht es dann aber auch schon weiter in Richtung Whistler.

Der Geheimtipp

Es wir immer bergiger! Auch die Bäume kommen wieder! Hier sieht es fast so was wie in den Rockies. Unten dichte Baumreihen und oben gucken, zum Teil noch schneebedeckte, Berge raus. Laut unseren Reiseführern gibt es hier nicht spannendes zusehen, bis Whistler… also geben fahren wir einfach durch die schöne Natur und genießen.

Doch als wir die Joffre Lakes passieren, sehen wir, dass dort sehr viele Autos stehen… eigentlich sind wir schon dran vorbeigefahren, doch dann entscheiden wir uns doch zum Umdrehen… die Neugier hat uns gepackt!

Auf dem Parkplatz gucken wir erstmal auf die dort aufgestellte Wanderkarte. Es sind drei Seen eingezeichnet und am obersten, dem Größten, kann man sogar campen. Doch ich hab Zweifel, dass dort noch etwas frei ist… es stehen nämlich rund 50 Autos auf dem Parkplatz und es ist schon recht spät, es sind also kaum noch Tagesausflügler unterwegs.

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Baumstamm im Swimmingpool?!

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-ohne Worte-

Also machen wir uns ohne Gepäck zu den Seen. Doch was wir kurz darauf sehen verschlägt uns fast die Sprache! Kein Wunder das hier so viele Menschen sind! Der erste See kommt nach nur wenigen hundert Metern, er ist türkisblau, ist relativ klein und von Bäumen umgeben. Der war zwar schön, aber umgehauen hat uns dann der zweite und dritte See! Nach ein paar Kilometern wandern, immer bergauf, durch den Regenwald… ja, Kanada hat Regenwald und zwar nicht zu knapp… erreichen wir den zweiten See.

Ja, was soll ich sagen… er ist nicht nur türkis – blau und gleichzeitig glasklar, er ähnelt fast einem riesengroßen Pool (von der Farbe her). Nicht nur das, er ist umringt von Regenwald und an einigen Bäumen hängen Seile, um sich ins Wasser zu schwingen. Ein Jugendtraum, oder?! Über den Baumwipfeln sieht man schroffe, schneebedeckte Berge und ab und zu auch mal ein Adler kreisen. Traumhaft!

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der obere See!

Nach knapp über fünf Kilometern erreichen wir schließen den oberen See. Er ist zwar nicht ganz so Pool – farbend, aber dafür liegt er direkt am Fuß der schroffen Berge… aber es sind nicht irgendwelche braunen, schroffen Berge… Sie bilden eine Art U – Form, in die der See eingebettet ist und von ihren Gipfel strömt, aus drei großen, blauen Gletscher, Gletscherwasser in den See. Donnernd kommt das Wasser und füllt den oberen See, von dort fließt ein weiterer reißender, glasklarer Bach in den zweiten See. Von hier führt wieder ein schnell fließender Bach in den dritten See (am Parkplatz), dort sammelt es sich ein letztes Mal, bevor es einen reißenden Fluss speist und davon fließt.

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nochmal der obere See, mit einem mini See im Vordergrund

Leider wurden Zweifel bestätigt, der „Campingplatz“ ist total überfüllt… nun heißt es für uns jetzt schnell zurück, denn es wird schon dunkel… ja, es wird dunkel… so was kennen wir gar nicht mehr… im Yukon war es nie dunkel. Aber na gut, also laufen wir so schnell wie möglich in Richtung Auto, doch wir sind zu langsam… ohne Licht müssen wir uns durch den stockfinsteren Wald bis zum Parkplatz kämpfen, etwas sehr unheimlich, überall knackt und knischt es. Die anschließende Nacht verbringen wir im Auto, direkt auf dem Parkplatz.

 

Unser Auto macht wieder was es will

 

Am nächsten Morgen fahren wir in Richtung Whistler… zumindest versuchen uns… Wir müssen eine nämlich von Pass runter ins Tal und es geht durchgehend nur bergab. Unser altes Auto mag das gar nicht! Plötzlich fängt es an zu qualmen und zu stinken… ganz schnell fahr ich rechts ran und sofort wird uns klar, die Bremsen sind überhitzt… na toll! Nach einer halben Stunde Pause fahren wir schließlich weiter, aber wir kommen nicht weit… wieder sind unsere Bremsen zu heiß. Noch eine halbe Stunde später, fahren wir dann ins Tal. Gegen Mittag erreichen wir dann Whistler. Vielleicht kennen den Ort schon welche von euch, denn hier wurden vor einigen Jahren die olympischen Winterspiele ausgetragen (Vancouver war der offizielle Austragungsort, aber hier wurden viele der Alpinensportarten ausgetragen).

Whistler ist eine kleine Stadt (kann man schon so nennen), mit Fußgängerzone (!) und brandneuen Häusern. Es ist voll hier! Kein Wunder, es ist die fast perfekte Stadt für Outdoor – Begeistere! Tolle Rennradstrecken durch die Berge, Mountainbike Trails und Bikepark gibt es für die Fahrrad – Begeisterten, aber das ist noch nicht alles. Auch Wildwasserfahrer, Kletterer und Wanderer kommen hier voll auf ihre Kosten! Im Winter ist es außerdem der perfekte Ort für Skifahrer, die Lifte fahren direkt (!) in der Stadt ab und bringen ein eins der größten Skigebiete der Erde, begünstigt durch das Maritime – Klima fällt viel Schnee und es bleibt vergleichsweiße mild.

Vancouver

vancouver

 

Nach noch ein paar Ausflügen und etwas Autofahrt erreichen wir schließlich die Großstadt mit der höchsten Lebensqualität – Vancouver.

Hier und da gucken wir uns was an, aber viel ist nicht drin… Es ist schlicht und ergreifend zu teuer hier! Es ist sogar noch teuer als Toronto! Einmal auf eine Hängebrücke 45 Dollar, Eintritt ins Aquarium 40 Dollar, Hafenrundfahrt 50 Dollar, hoch auf den Tower ebenfalls 50 Dollar.

Trotzdem ist die Stadt, für eine Großstadt, echt schick. Es gibt viele Parks und Szeneviertel, besonders schon ist jedoch die direkte Lage am Meer. Direkt von der Innenstadt schaut man auf eine große Bucht hinaus, in der sich viele Inseln und auch Wale befinden.

Ein paar Tage bleiben wir hier, aber irgendwann zieht es uns dann doch wieder in die Natur zurück… da fühlen wir uns deutlich wohler als in einer Millionenstadt, in der alles laut und voll ist.

Vancouver Island

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Küstenline bei Tofino

Von North Vancouver geht es mit der Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island. Auf der Überfahrt machen wir zufällig eine ganz besondere Entdeckung… neben dem Schiff springen zwei Wale aus dem Wasser und zwar nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals. Bei genauem Hinsehen stellen wir fest, dass es Orcas sind – Killerwale! Ein schönes Erlebnis!

In Nanaimo ist für die nächsten Tage unser Basislager, um die Insel zu erkunden.

Den ersten Ausflug starten wir nach Tofino. Der kleine Ort liegt direkt am Pazifik und ist besonders beliebt bei Surfern.

 

hoch

boah… der ist aber hoch!

Auf dem Weg dorthin halten wir zunächst erstmal bei einem Province Park Namens „Cathedral Grove“. Was hier gibt? Bäume, alte Bäume, sehr alte Bäume! Hier wachsen Cedarn und Douglasien, einige von ihnen sind über 800 Jahre alt, gigantisch hoch und haben zum Teil einen Umfang von neun Metern! Am Boden wachsen dazu Farne und andere Regenwald typische Bodengewächse. Jaja, ich weiß, sehr fachlich und genau…

 

Diese alten, mächtigen Bäume haben eine sehr anziehende und beruhigende Wirkung auf uns und irgendwie haben sie uns sehr beeindruckt.

sonnenuntergang

einfach die Seele baumeln lassen…

Weiter geht’s nach Tofino… der Ort an sich ist nicht all zu spannend, aber die Strände sind ziemlich schick, die hier im Pazifik National Reserve liegen. Direkt aus dem Regenwald kommt man an den Strand, irgendwie cool. Auf einen dieser Strände verweilen wir dann etwas länger, spielen Frisbee und ruhen uns aus… muss auch malsein! Wir fühlen irgendwie unglaublich frei, alle Probleme und Sorgen sind vergessen!

Nach noch zwei weiteren Trails durch den Regendwald und einem Spaziergang über den berühmten Long Beach machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg nach Nanaimo.

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Waldbrand!

Unterwegs stoppen wir noch bei einem Canyon und schließlich auch an einem großen See… der See ist nicht all zu besonders, wir sehen ihn eh kaum, es ist schon dunkel… aber was sich auf der anderen Uferseite abspielt ist beeindruckend und beängstigend zu gleich! Überall sind Flammen… immer wieder flammen sie auf und türmen sich meterhoch auf… ein gigantischer Waldbrand brennt dort einfach alles nieder!

Durch dichten Rauch und komplette Dunkelheit fahren wir zurück nach Nanamio, selbst dort riecht es noch nach Feuer… gruselig.

Nicht alles läuft immer nach Plan

Manchmal mag es so klingen als ob alles bei uns immer nach Plan läuft, naja mal abgesehen vom Auto, aber dem ist leider nicht immer so… der nächste Tag spiegelt das ganz gut wieder.

Morgens gehen wir zu Canadian Tire, um dort einen Bremsencheck zu machen… in der Zeit wo wir warten wollen wir eigentlich ein paar suchen buchen und organisieren, aber der CT hat kein Internet (sonst haben die das immer). Also warten wir erst auf unser Ergebnis… Wir brauchen neue Bremsbeläge und auch der Caliper (das Ding, das die Bremsbacken zusammenzieht) muss getauscht werden… Kostenpunkt: über 300 Dollar! Klasse! Aber es sind die Bremsen, das muss gemacht werden… 1,5 Stunden soll die Reparatur dauern… Wir laufen zu Tim Hortens, um dort das WLAN zu nutzen und wollen den Campingplatz in Banff buchen, für unsere restliche Zeit in Kanada. Vor ein paar Tagen war noch alles frei, aber als wir heute gucken ist alles voll (über 600 Sites). Alles? Nicht ganz! Nach 30 Minuten telefonieren mit Parks Canada bekommen wir doch noch was, immerhin! Doch die schlechten Nachrichten halten an… eine Email von Up North Adventures… ich soll 350 Dollar für das gebrochene Paddel bezahlen und außerdem noch für eine schon geflickte Stelle am Boot, die wieder aufgegangen ist (der Preis davon können sie uns noch nicht sagen). Die haben doch ne Rad ab! 350$ für was?! Naja… aber irgendwann ist unser Auto dann fertig und wir fahren zum Mt. Washington. Dort wollen wir wandern und von oben die Aussicht über die Insel genießen… aber nichts da Pustekuchen! Es gibt keine wirklichen Trails und wir müssen über Geröllfelder (wo im Winter Skipisten sind) auf den Berg wandern. Die erhoffte schöne Aussicht bleibt uns jedoch auch verwehrt… es ist so wolkig, dass wir absolut nichts sehen. Klasse! Auf dem Rückweg, wieder vom Berg runter, wieder das alte Problem mit den Bremsen… wieder qualmen und stinken sie und das obwohl sie gerade neu sind… Prima!

So kanns auch laufen… nur so als Beispiel. Immer nach Plan läuft es leider selten!

 

Nanaimo Bar’s

Fast jeder der schon mal in Kanada war kennt sie! Nanaimo Bar’s! Es sind reine, süße Fettbomben, die aber leider unglaublich lecker sind! Ihr kennt sie noch nicht? Dann wird es aber wirklich höchste Zeit! Hier ist das original Rezept zum nachmachen (aus dem englisch übersetzt): The Ultimate Nanaimo Bar Recipe

Und da wir gerade in der Stadt sind, in der sie erfunden worden sind, fressen wir uns natürlich durch! In unendlich verschiedenen Variationen gibt es sie hier zu kaufen, ein wahres Paradies! Einen ganzen Nachmittag fressen wir uns durch diverse Restaurants und Cafes, um unseren persönlichen Lieblings- Nanaimo Bar’s zu finden. Wir konnten keinen finden… die sind alle super lecker!

 

Victoria

victoria

Zum Abschluss unseres Aufenthalts auf Vancouver Island fahren wir noch zur Hauptstadt von BC (nein, es ist nicht Vancouver), nach Victoria. Und was soll ich sagen, ich bin positiv überrascht von einer nordamerikanischen Stadt… es ist nicht die typische Glas und Betonwüste… nein, es gibt sogar alte Gebäude, eine richtige Einkaufspassage und Leben auf den Straßen! Viele Straßenkünstler führen direkt am Hafen ihre Shows auf, die Geschäfte haben lange auf und obwohl hier viele Leute sind, hat man nicht so das Gefühl der Enge.

Irgendwie fühlen wir uns hier wohl!

Dann machen wir uns am nächsten Tag schließlich auf den Rückweg.

 

Noch mal bei den Joffre Lakes

Um es nicht ausarten zu lassen fasse ich mich nun kürzer…

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zelten am Fuße der Gletscher

Nach noch einem Abstecher nach Vancouver sind wir noch mal zu Joffre Lakes, wir wollen da noch mal übernachten! Gesagt getan, mit Sack und Pack laufen wir wieder zu dem oberen See und schlagen da unser Zelt auf. Es ist immer noch unglaublich schön hier!

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hellblau und doch glasklar

Am nächsten Tag erfüllen wir uns dann den Traum und gehen im dem mittleren, poolfarbenden See schwimmen! Wir haben unglaubliche Videos gemacht! In Deutschland werden wir bestimmt noch was draus machen aus all den Videos und Fotos!

Jeder der Westkanada besucht, der muss zu diesen Seen! Sie stehen in keinem Reiseführer, niemand erzählt euch davon, nicht mal in der Provincal Park Map sind sie aufgeführt… trotzdem ist es dort voll! Nur so als große Einordnung, sie liegen ca. 50 km nördlich Whistler und Whistler ca. 80 km nördlich von VanCity (Vancouver). Also geht dahin, wenn ihr hier seid!

Von den Seen fahren wir dann auf die letzten 1000 Kilometer unserer Reise…

Viel spannendes gibt es nicht zu berichten, nur das wir kurz vor Kelowna die ersten an einem Unfallort waren… Ein LKW hat gebrannt! Zum Glück ist niemandem etwas passiert… Nur standen wir vier Stunden im Stau, bis der LKW endlich gelöscht war.

Als krönenden Abschluss haben wir noch mal 20 Kilometer Schotterstraße und 80 Kilometer Umweg in Kauf genommen. Den letzten Abend unserer Reise verbringen wir am Whiteswan Lake, das spannende ist hier nicht der See, sondern etwas ganz anderes… hier gibt es nämlich natürliche Hot Spring (Thermalquellen), ohne irgendwelche Leitern oder Ähnliches. Nur die original Steinbecken! Als wir dort ankommen ist es bereits dunkel, aber das war geplant, denn so sind nicht mehr so viele andere Leute da.

Wir klettern in einen der drei Rockpools und entspannen uns, während wir über uns die Sterne beobachten. Mhhh..!

Am nächsten Tag fahren wir dann nur noch die letzten Kilometer bis nach Banff, hier arbeitet Finia jetzt noch mal für drei Wochen und ich muss mich um den Verkauf unseres Autos kümmern…

Es war eine schöne, lange (15300 Kilometer) und auch manchmal sehr anstrengende Reise, aber sie hat sich auf jeden Fall gelohnt! Wir haben viele Dinge gesehen, die wir vorher nur aus Film und Fernsehen kannten und wir haben auch viele neue Erfahrungen gemacht! Im Nachhinein bereue ich nur, dass wir so viel Zeit in Alaska verschenkt haben… aber naja was solls, wir können ja wieder kommen!

 

Gesamtreisekilometer: 36999

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