Französisch Polynesien

Tahiti – Der nächste Stopp in der Südsee

Mit Blumenketten behängt sitzen wir mit Stéphane im Auto auf dem Weg zu seinem Haus.

Nach der Ankunft bei Sonnenuntergang, während der wir die ersten Blicke auf Tahitis grünen Berge erhaschen konnten, fahren wir nun, kurze Zeit später, in tiefster Dunkelheit um die Insel. Unser Gastgeber ist gebürtiger Franzose und wanderte mit seiner Frau vor 34 Jahren nach Tahiti aus. Heute genießen die beiden hier ihren Lebensabend in einem gemütlichen kleinen Haus mit Blick über die grünen Baumwipfel auf den Pazifik. Ihren Bungalow vermieten sie über „AirBnB“ an Urlauber und Reisende aus aller Welt, so haben auch wir die beiden gefunden.
Stéphane erzählt uns viel über die Insel, Französisch Polynesien und die wechselseitige Beziehung zu Frankreich.
Der Status von Französisch Polynesien in der französischen Republik ist in vieler Hinsicht kompliziert und auf den ersten Blick sehr undurchsichtig. Die als „Überseeterritorium“ bezeichneten Inseln haben mehr Eigenständigkeit als die anerkannten Départements. Die Inselgruppe verfügt über ihr eigenes Parlament und eine eigene Währung, den Pazifischen Franc. Trotzdem ist Französisch Polynesien Teil des Schengenraums. Bei der Einreise in Papeete, der Hauptstadt Tahitis, haben wir daher leider keinen neuen Stempel für unseren Pass sammeln können.

kartetahiti

Die Autofahrt dauert viel länger als gedacht. Im Vergleich zu der beschaulichen Insel Rarotonga wirkt Tahiti riesig und wesentlich zivilisierter. Die Straßen sind ausgebaut und mit Straßenlaternen ausgestattet.

Spät am Abend beziehen wir unseren Bungalow; keinen quadratisch, praktisch, guten, der aussieht, als hätte ein Kran ihn in der Landschaft abgesetzt, sondern ein gemütliches, aus naturbelassenem Vollholz gezimmertes Kontinuum aus Badezimmer und Schlafzimmer.

Einen richtigen Plan, was wir während unserer Zeit hier unternehmen wollen, haben wir noch nicht. Aber der Zufall wollte es, dass uns ein Mädchen im Flieger von einer Tourismusmesse erzählte, die ausgerechnet zu Beginn unseres Aufenthalts drei Tage lang über Aktivitäten, Unterkünfte und Transport informiert und diese natürlich auch vermarktet. Also wollen wir am ersten Morgen mit dem Bus nach Papeete fahren, um uns dort mal umzusehen. Im strömenden Regen warten wir neben einem kleinen Parkplatz auf den Bus, von dem uns gesagt wurde, dass er hier um diese Zeit abfahren solle. Buspläne oder Haltestellen gibt es natürlich nicht. Anderthalb Stunden später beschließen wir, mittlerweile ziemlich durchnässt, unser Glück am nächsten Tag zu versuchen.
An diesem Nachmittag sehen wir uns also ein wenig Taravao an und schauen uns auch im Supermarkt um. Der „Carre-Four“ ist der gleiche wie in Frankreich und hat neben lokalem Obst und Gemüse ziemlich das gleiche Sortiment. Wir streifen durch die Gänge und machen uns mit den Preisen vertraut: Wein gibt es für 1000 Francs aufwärts, eine kleine Packung Kekse ab 200 Francs, huh!
Baguette ist dagegen schon für 53 Francs zu haben. Was auf den ersten Blick ein kleiner Schock ist, wirkt nach einem Blick auf den Umrechnungskurs vergleichsweise erschwinglich. 1 Euro entspricht 119 CPF (Pazifische Francs). Baguette für 0,45€ kann man sich ja mal leisten!
Am nächsten Morgen fahren wir erfolgreich mit dem Bus nach Papeete. Wir haben zwar keine Ahnung, an welcher der nichtexistenten Haltestellen wir aussteigen müssen, aber glücklicherweise sehen wir das Banner des „Salon du Tourisme“ und verlassen den Bus genau richtig.
Recht verloren fühlen wir uns zwischen den hunderten von Ständen. Jede noch so kleine Pension von einem weit entfernten Atoll scheint hier vertreten. „Air Tahiti“ ist unsere erste Anlaufstation, wir sind auf der Suche nach günstigen Restflügen und besonderen Messedeals. Wir liebäugeln schon mit einem spontanen Flug nach Bora Bora, doch als wir uns nebenan die Übernachtungskosten ansehen, schmeißen wir diese Pläne über Board.
Stattdessen entscheiden wir uns für einen mehrtägigen Besuch auf Moorea, der Nachbarinsel von Tahiti.
Ein paar Tage später stehen wir also mit rausgestrecktem Daumen an der Hauptstraße nach Papeete. Auf den relativ teuren Bus wollen wir uns nicht verlassen und trampen stattdessen lieber. In Nullkommanichts haben wir die erste Mitfahrgelegenheit, die zweite lässt nicht lange auf sich warten und schon sind wir viel zu früh am Fährterminal. Auf Moorea angekommen haben wir einige Probleme, unsere Pension zu finden. Dort angekommen werden wir aber sehr nett empfangen und bekommen gleich unser eigenes Schnorchelequipment.
Die nächsten Tage verbringen wir pausenlos mit den hauseigenen Kajaks auf dem Meer und schnorcheln. Das Wasser ist herrlich klar und warm, in den Korallengärten tummeln sich diverse unterschiedliche Fische.
Unweit von unserer Unterkunft liegen uralte Skulpturen in der Lagune, die wir uns natürlich von Nahem ansehen. Den besonderen Nervenkitzel gibt es jedoch eineige hundert Meter weiter: Dort, wo der Boden sandig und das Wasser flach genug zum Stehen ist, tummeln sich etliche Rochen und Haie. Zuerst sitzen wir noch etwas eingeschüchtert auf unserem Kajak und sehen zu, wie die Tiere geschmeidig unter uns durchs Wasser gleiten. Doch dann nehmen wir unseren Mut zusammen und springen hinein. Die Rochen und Haie schwimmen zum Teil nur wenige Zentimeter an uns vorbei, zum Glück interessieren sie sich aber gar nicht für uns.
Außerdem finden wir eine schöne Ecke, an der Wissenschaftler offenbar mit Flaschen besonders interessante oder wichtige Punkte markiert haben. Zuerst träumen wir noch von Perlen, die sich am Meeresboden befinden könnten, doch als wir uns unter Wasser ein Bild machen, entdecken wir Annemonen und ein paar Verwandte von Nemo. Total fasziniert machen wir unzählige Fotos und Videos. Besonders beeindruckend hingegen finden wir einen großen Scharm großer, gelber Fische, der um uns herum schwirrt.

               

Viel mehr machen wir eigentlich nicht mehr auf Moorea, wir verlassen lediglich das Wasser um uns eine neue Sonnencreme zu kaufen. Mit dem unglaublichen Lichtschutzfaktor 110 brauchen wir uns um Sonnenbrand auch keine Gedanken mehr zu machen.

Müde und kaputt fahren wir schließlich wieder zurück nach Tahiti.

Mal wieder fällt unsere Wahl aufs Trampen. Nach zwei Etappen stehen wir im Dunkel an einer weniger vertrauenserweckenden Ecke. Nach ein paar Minuten hält eine einheimische Frau mittleren Alters mit ihrer Tochter. Wir unterhalten uns gut und sie schlägt vor, sich am Wochenende zu treffen und gemeinsam einen Ausflug zu unternehmen. Da sagen wir natürlich nicht nein! Virginie ist sehr nett und zeigt uns daraufhin am Samstag die halbe Insel.

Wenn man sich Tahiti vorstellt, denkt man doch erstmal an weiße Sandstrände und Palmen, oder? Palmen gibt es zu Hauf, die breiten Sandstrände kann man jedoch (fast) vergeblich suchen. Hat man einen Strand gefunden, ist dieser oftmals nur wenige Meter breit und mit schwarzem Sand. An vielen Stellen gibt es eher eine klare Kante zwischen Land und Wasser als einen kontinuierlichen, sandigen Übergang. surfstrandVirginie zeigt uns die einzigen beiden weißen Strände und auch einen Strand, den sie als Kind häufig besuchte. Vor 35 Jahren, sagt sie, habe der Strand noch viel weiter ins Meer hinein gereicht. Heute ist hier nur noch ein schmaler Streifen unterhalb einer Abbruchkante. Für sie, die schon ihr ganzes Leben auf der Insel lebt, ist es offensichtlich, dass der Meeresspiegel angestiegen ist. Besonders drastisch sollen die Veränderungen in den letzten 20 Jahren gewesen sein. Daraufhin zeigt sie uns noch weitere Stellen, an denen der Meeresspiegelanstieg deutlich wird. An einem Straßenabschnitt steht das Meer direkt an der Kante zur Fahrbahn und „frisst“ am Asphalt. Auch ohne Virgines Erläuterungen wird hier jedem klar, dass niemand so doof gewesen wäre, eine Straße direkt ans Wasser zu bauen. Unsere Begleiterin erzählt uns, dass die Straßen vor einigen Jahren nicht erhöht wurden und dadurch jetzt regelmäßig überflutet werden. Obwohl hier einige den Klimawandel noch leugnen, ist für uns klar, dass er hier bereits Realität geworden ist.

AnnanasDes Weiteren lernen wir dank Virginie einige der einheimischen Pflanzen, Früchte und Nüsse kennen. Allgemein sind Hawaiiblumewir von der reichen Natur auf den Inseln sehr beeindruckt. Was bei uns als exotisch gilt wächst hier im Vorgarten zusammen mit Obst und Gemüse, das uns in Deutschland völlig unbekannt ist. Fasziniert sind wir von den Ananaspflanzen in Stéphanes Garten und den saftigen Mangos, die wie an Nabelschnüren von den Bäumen hängen.

 

Unsere Zeit in Tahiti geht mit einem gemütlichen Abendessen mit Stéphane zu Ende. Er hat ein traditionelles Gericht aus der tahitischen Küche mitgebracht, ein Curry mit Ziegenfleisch. Es ist nicht der erste Abend, den wir zu dritt verbringen, schon viele nette gemeinsame Stunden liegen hinter uns, in denen wir zusammen gegessen oder uns den Sonnengang über Taravao angeguckt haben. Es ist sehr angenehm, in einer so familiären Atmosphere zusammen mit einem Local zu wohnen, Küche und Geschichten zu teilen. Stephane ist nicht nur Gastgeber, sondern mittlerweile auch unser Freund.

Zum Abschied bekommen wir von ihm noch die berühmten Muschelketten, bevor wir uns endgültig Verabschieden müssen…
Ketten

Die typische Südsee, wie man sie sich vorstellt, haben wir auf Tahiti nicht gefunden. Das Eiland eignet sich am besten als Ausgangspunkt für eine Reise zu den umliegenden Inseln, jedoch definitiv nicht für Strandurlaube.

Obwohl die Insel in vieler Hinsicht europäisch geprägt ist, zeigen sich in Kunst, Küche und Kultur die einheimischen Wurzeln.

Es gibt sogar eine Universität in Papeete, viele junge Erwachsene verlassen jedoch die Inseln, um einer Ausbildung oder einem Studium im Ausland nachzugehen. Die Perspektiven sind sehr begrenzt.

Wir nehmen viele Eindrücke und Bilder von Französisch Polynesien mit auf die Weiterreise.
Die nächtliche Fahrt auf der überdachten Ladefläche eines kleinen Lasters… das mit Haien, Rochen und bunten Fischen erfüllte glasklare Wasser der Lagune… das letzte Glühen der Sonne über Tahitis Bergen.

Sonnenuntergang

 

A Co – Production of Finia and Jan

Gesamtreisekilometer: 67605

Kategorien: Französisch Polynesien, Südsee | Hinterlasse einen Kommentar

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