LA – Hollywood

LA – Hollywood

Das Dröhnen der Triebwerke, der in den Sitz gepresste Rücken, der Druck auf den Ohren, als sich die Räder endlich vom Boden lösen. Wir sind wieder in der Luft, auf direktem Weg ins gelobte Land (des Westens). Über Miami und New Orleans fliegend erreichen wir fast einen Tag später eine der wohl beliebtesten und meist besuchten Metropolen der Vereinigten Staaten, Traum jedes eingefleischten Filmfans.

Billig und sein Geld trotzdem nicht wert

Unser Hostel prahlt auf seiner Hostelworldseite mit einem kostenlosen 24 Stunden Shuttle zu und vom Flughafen. Leider hat niemand auf unsere Anfrage per E-Mail geantwortet und so bleibt uns nichts anderes, als den Bus zu nehmen. Weit ist es zum Glück nicht, denn wir haben uns eines der billigsten, unfreundlichsten und ranzigsten Hostel gebucht, die Los Angeles zu bieten hat. Es liegt weit ab vom Schuss, dafür aber mitten in der Einflugschneise des Flughafens. Die Übernachtungspreise in Miami waren nichts im Vergleich zu LA und so sind wir froh, immerhin in unserem täglichen Budget zu bleiben. Nach einem unglaublich herzlichen Empfang stolpern wir über herumliegendes Gepäck in unser 20-Bett-Zimmer. „Zimmer“ ist vielleicht das falsche Wort: Die wackeligen Hochbetten stehen nur ca. 50 Zentimeter weit voneinander entfernt und erinnern eher an einen Hühnerstall. Überall krabbeln Ameisen herum und wie wir feststellen müssen, gibt es nur ein dreckiges Bad für alle – ohne Tür!
Na ja, es ist ja nur für drei Nächte…

Auf berühmten Straßen unterwegs

Am nächsten Tag, gut gestärkt nach einem herzhaften kontinentalen Frühstück – Tschuldigung, Tippfehler; ich meine nach einem kleinen Blaubeermuffin – machen wir uns auf den Weg zum Busstop. Den Peruanern haben wir das Fehlen jeglicher Informationen an ihren Haltestellen ja noch verzeihen können, aber in einer amerikanischen Großstadt wie Los Angeles hätten wir schon mit einem Fahrplan, einer Karte oder einer Anzeigetafel gerechnet. Irgendwann kommt endlich ein Bus und nach einer ermüdenden Fahrt setzen wir anderthalb Stunden später unsere Füße auf den berühmten Walk of Fame.

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wofUm uns herum tummeln sich die Touristen, laufen mit am Boden haftendem Blick von Stern zu Stern und machen Fotos von den Verewigungen ihren Lieblingskünstlern. Wir hingegen sind schon froh, ab und zu einen uns bekannten Namen zu entdecken. Vorbei an Mickey Mouse, Spiderman und zwei halbnackten Möchtegernpolizistinnen, die allesamt Touristen für ein gemeinsames Foto gewinnen wollen, schlagen wir uns zum chinesischen Theater durch. Hier knien die Leute und gleichen ihre Hände aufgeregt mit den Gliedmaßen ihrer Vorbilder ab. Das Dolby Theatre nebenan hätten wir auf den ersten Blick fast für ein Shopping Centre gehalten – immerhin kann dolbyman von den oberen Stockwerken aus gut dashändeundfüße Hollywood Zeichen sehen.
Was für andere ein Traum ist, geht uns beiden ziemlich schnell auf die Nerven und so schießen wir das Minimum an obligatorischen Tourifotos und sehen zu, dass wir weg kommen. Das ist einfach nicht unsere Welt!

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Anderthalb Stunden wandern wir entlang der Beverly Hills durch große Straßenzüge entlang der Häuser der Reichen. Zum Abschluss des Sightseeing-Tages schlendern wir wie Pretty Woman auf dem Rodeo Drive an einigen der teuersten Modegeschäften dieses Erdballs entlang.

 

Nächster Versuch

Am zweiten Tag fahren wir mit dem Shuttle des Hostels erfolgreich zum Strand. Umwerfend ist etwas anderes, aber natürlich sind wir zu einem Abschnitt nahe des Flughafens und nicht an einen der beliebten Abschnitte wie den Venice Beach gebracht worden – alles andere wäre wohl zu viel Service auf einmal gewesen.
Hier hält es uns nicht lange, weshalb wir weiter nach Santa Monica ziehen. santamonica
Hier gefällt es uns schon deutlich besser: Es gibt eine ordentliche Fußgängerzone und viele Straßenkünstler, die singen, tanzen oder ihre einstudierten Nummern zeigen. Wir picknicken an der Promenade mit Blick auf den Strand und den Vergnügungspark direkt am Meer.

Nach der dritten Nacht, in der drei Angestellte des Hostels um zwei Uhr in unserem Schlafsaal das Licht anschalten und lautstark in Sachen verschwundenes Handy ermitteln, sind wir müde und wenig motiviert, uns zu einem weiteren Ausflug aufzuraffen. Wir verbringen den Tag am Laptop und ersehnen den Weiterflug am Abend.

Selbst schuld

Vielleicht fragt Ihr Euch „Warum fahren die beiden überhaupt nach LA, wenn sie sich eh für nichts interessieren?“ Eine sehr berechtigte Frage, die wir uns auch selbst schon mehrmals gestellt haben.
Wie schon so oft ist auch diese Stadt nicht Ziel sondern Wegstation. Die günstigste Flugverbindung ins nächste Zielland geht nun mal über die Filmmetropole und zugegeben fällt es uns wirklich schwer, einen Ort unbesichtigt zu verlassen, wenn wir eh schon da sind.
Trotz geringer Erwartungen sind wir ein bisschen enttäuscht von einem doch recht glanzlosen Hollywood, den zum Teil sehr heruntergekommenen Gegenden und der Vulgarität mancher Anwohner. Teuer, künstlich und schrecklich oberflächlich kommt uns dieses auf Glamour, Stars und Luxus getrimmte Aushängeschild Amerikas vor.
Der Mann, der am Nebentisch halb aus seinem Spidermankostüm geschält Mittagspause macht, scheint sich nicht aus Leidenschaft am Hollywood Boulevard ein paar Dollar zu verdienen.
Später an der Bushaltestelle telefoniert ein junger Mann lautstark mit seinem Kumpel. Würde das Gespräch im Fernsehen gezeigt werden, wäre sicherlich die Hälfte seiner Wörter mit „Beeps“ zensiert, so gespickt ist seine Sprache mit Schimpfwörtern. Aufgesetzt achtlos und großspurig klingen hier viele Leute.
Authentisch vernachlässigt wirken dagegen die vor sich hin bröckelnden Straßenzüge um unser Hostel. Echtes Flair und Orte, um wirklich zu leben, finden wir nicht.

Alles andere als wehmütig werfen wir daher einen letzten Blick auf die kleiner werdenden Lichter unter uns, während die Air New Zealand Maschine uns in die Dunkelheit über dem Pazifik trägt.

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